Alzheimer

Forscher im Wettlauf gegen die Zeit dpa/APOTHEKE ADHOC, 03.11.2008 10:52 Uhr

Frankfurt/Main - 

Trotz erheblicher Fortschritte wirft die Alzheimer-Forschung immer wieder neue Fragen auf. Bei einem Symposium der Hirnliga in Frankfurt tauschten Wissenschaftler aus aller Welt die neusten Erkenntnisse aus. „Das Verständnis der molekularen Mechanismen ist so weit fortgeschritten, dass wir wirklich auf der Spur sind“, sagte Professor Dr. Harald Hampel vom Trinity College Dublin über die Entwicklung von Medikamenten. Professor Dr. Hans-Jürgen Möller von der Universität München rechnet mit entscheidenden Fortschritten „in den nächsten zehn, vielleicht fünf Jahren“.

Grundlagenforscher und Pflege-Experten sehen sich gemeinsam im Wettlauf gegen die Zeit. „Das wird eine Epidemie, eine Volkserkrankung“, sagt Hampel. 2006 habe es weltweit 25 Millionen Alzheimer-Patienten gegeben, 2050 würden es 105 Millionen sein. Die Dramatik sorge aber für Dynamik in der Forschung, auch weil Länder wie China das Problem erkannt hätten.

Viele Erfolge werfen neue Fragen auf: So gibt es Studien, bei denen Wirkstoffe die Alzheimer-Plaques im Gehirn beseitigt hatten, doch die Krankheit nicht anders als bei unbehandelten Patienten verlief. Hampel gibt zu bedenken, dass Wirkstoffe bei Patienten getestet würden, bei denen die Krankheit fortgeschritten sei. Vielleicht sei ihr Einsatz weit früher wirksamer. Professor Dr. Walter Müller, Direktor des Pharmakologischen Instituts der Universität Frankfurt, verweist auf Alzheimer-Modelle, nach denen die Zell-Schädigung vor der Plaque-Ablagerung erfolge.

Schon heute gibt es jedoch Möglichkeiten, nicht nur die Symptome der unheilbaren Krankheit zu dämpfen, sondern auch den bislang unaufhaltsamen Hirnabbau zu bremsen. Doch zu viele Ärzte hätten eine falsche Scheu vor der Diagnose Alzheimer, sagt Möller.

Nach Hampels Angaben gibt es derzeit weltweit immerhin mehr als 120 Medikamenten-Studien. Wegen des heute guten Grundlagenwissens über die Alzheimer-Krankheit zeigt er sich weiter zuversichtlich: „Da gibt es eine ganze Reihe vielversprechender Kandidaten.“