OTC-Switch für Nasonex & Co. Patrick Hollstein, 20.05.2016 09:06 Uhr
Nasensprays mit Mometason und Fluticason sollen rezeptfrei werden. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat einen entsprechenden Entwurf zur Änderung der Arzneimittelverschreibungsverordnung (AMVV) vorgelegt. Bis zum 10. Juni können die betroffenen Verbände Stellungnahmen abgeben. Der Sachverständigenausschuss hatte die Freigabe im Januar empfohlen.
Konkret sollen Fluticasonpropionat und Mometasonfuroat zur symptomatischen nasalen Behandlung der saisonalen allergischen Rhinitis von der Verschreibungspflicht ausgenommen werden. Voraussetzung ist, dass die Erstdiagnose durch einen Arzt gestellt wurde. Außerdem sind die Anwendung auf Erwachsene und die Tagesdosis auf jeweils 200 µg beschränkt.
Eine Änderung gibt es außerdem bei Beclomethason. Der Wirkstoff ist in Packungsgrößen mit bis zu 5,5 mg Beclometasondipropionat bereits seit 1997 rezeptfrei für die Behandlung von Patienten ab dem 12. Lebensjahr zur „Kurzzeitbehandlung von Heuschnupfen (saisonale allergische Rhinitis)“. Heißt die Indikation „Vorbeugung und Behandlung der saisonalen und perennialen allergischen Rhinitis“, ist das Rhinologikum selbst bei gleicher Wirkstärke verschreibungspflichtig.
Im Zuge der Harmonisierung wird die Position hinsichtlich Indikation und Altersgrenze entsprechend der bei den anderen beiden Corticoiden angepasst. Auch die ärztliche Erstdiagnose ist Pflicht; die Tagesdosis wird auf 400 µg beschränkt.
In der Sichtwahl gibt es bereits die Beclomethason-haltigen Präparate Otri-Allergie (Novartis), Ratioallerg (Ratiopharm) und Rhinivict nasal (Dermapharm). GSK hat sich auch eine Zulassung für Otri-Allergie Fluticason gesichert.
Mometason war bislang allgemein für die „symptomatische Behandlung der saisonalen allergischen Rhinitis“, Fluticason sogar für die „Prophylaxe und Behandlung der allergischen Rhinitis“ angezeigt. Der Sachverständigenausschuss hatte bereits im Sommer 2014 beziehungsweise im Januar 2015 empfohlen, auch Fluticason und Mometason in bestimmten Grenzen aus der Rezeptpflicht zu entlassen. Umgesetzt hatte das BMG dies nicht, obwohl alle drei Corticoide in ihrer Wirkung vergleichbar sind und bei ähnlichen Beschwerden eingesetzt werden.
Mometason ist laut Arzneiverordnungsreport im Rx-Bereich das mit weitem Abstand führende Glucocorticoid zur nasalen Anwendung. Von den insgesamt 126 Millionen im vergangenen Jahr auf Kassenrezept verordneten Tagestherapiedosen (DDD) entfielen 59 auf den Wirkstoff. Neben dem Original Nasonex von MSD Sharp & Dohme gibt es verschiedene Generika.
Fluticason spielt mit 12 Millionen DDD eine untergeordnete Rolle; neben Avamys und Flutide nasal von GlaxoSmithKline (GSK) gibt es Generika von Teva und Cipla. Dazu kommt Dymista (Fluticason/Azelastin) mit 3 Millionen DDD. Auf Beclometason entfallen im Rx-Bereich 10 Millionen DDD, weitere nasal angewendete Corticoide sind Budesonid (31 Millionen DDD) sowie Flunisolid (7 Millionen DDD), Triamcinolon (3 Millionen DDD) und Dexamethason (0,6 Millionen DDD).