Schützen Fledermausbisse vor den Folgen eines Schlaganfalls? Was absurd klingt, wird gerade wissenschaftlich untersucht. Desmoteplase, ein Enzym aus dem Speichel der Fledermaus, könnte bald zur Akuttherapie des ischämischen Schlaganfalls zur Verfügung stehen.
Der umgangssprachlich auch als Draculin bezeichnete Plasminogen-Aktivator verhindert bei der Vampir-Fledermaus Desmodus Rotundus die Gerinnung des Opferblutes während der Nahrungsaufnahme. Bereits seit 2005 haben Forscher des Aachener Biotech-Unternehmens Paion die Anwendung des Mittels bei der Schlaganfall-Therapie untersucht.
Bis zu neun Stunden nach dem Schlaganfall soll das Fibrinolytikum angewendet werden können. Dadurch könnten die Ärzte in Zukunft deutlich mehr Zeit gewinnen, um die Patienten zu retten. Bislang sind zur Akutherapie nur Präparate zugelassen, die maximal drei Stunden nach dem Schlaganfall zur Lyse des Thrombus eingesetzt werden können.
Heute befindet sich der biotechnologisch hergestellte Wirkstoff in zwei global angelegten Phase-III-Studien. Eine davon, die DIAS-3-Studie, wird voraussichtlich im ersten Halbjahr 2013 abgeschlossen sein. Die Zulassungsanträge sollen Anfang 2014 eingereicht werden.
Seit 2005 hat Paion die Rechte für Desmoteplase schrittweise an den dänischen Hersteller Lundbeck verkauft. Als letzte Tranche erhielt die Aachener Firma diese Woche 20,1 Millionen Euro. Paion will sich auf die Suche eines Lizenzpartners für sein Anästhetikum Remimazolam konzentrieren.
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