Dravet-Syndrom

Fintepla: Abgabe nur mit Verschreiber-ID

, Uhr
Berlin -

Der Hersteller Zogenix bringt ein neues Epilepsie-Medikament auf den Markt. Fintepla enthält Fenfluramin und wird beim Dravet-Syndrom angewendet. Das Arzneimittel kommt in flüssiger Form und kann bereits bei Kindern ab zwei Jahren verwendet werden.

Fintepla enthält den Wirkstoff Fenfluramin. Diese Substanz gehört zur Gruppe der Anorektika. Strukturchemisch ähnelt Fenfluramin dem Amphetamin. Vor rund 20 Jahren wurde der Wirkstoff aufgrund schwerer kardiovaskulärer Nebenwirkungen vom Markt genommen. Damals war der Arzneistoff als Appetitzügler auf dem Markt. Die heutige Indikation ist ausschließlich das Dravet-Syndrom. Eine Anwendung zur Gewichtsreduktion erfolgt nicht mehr.

Fenfluramin führt zu einer erhöhten Serotonin-Freisetzung im Gehirn. Die genaue Wirkungsweise ist noch nicht vollständig geklärt. Da Serotonin in mehreren Gehirnarealen wirkt, geht man aktuell davon aus, dass durch die Kommunikation der Nervenzellen mit ihren Nachbarzellen die Symptome gelindert werden. Darüber hinaus kann Fintepla auch die Anzahl der Anfälle vermindern. Hier scheint die Wirkung auf die Sigma-1-Rezeptoren auf der Oberfläche von Nervenzellen ausschlaggebend.

Abgabe nur mit Verschreiber-ID

Zugelassen ist Fentepla für Kinder ab zwei Jahren. Das Medikament darf nur bei der speziellen Form der Epilepsie eingesetzt werden. Das Dravet-Syndrom gehört zu den seltenen Erkrankungen. 2013 erhielt Zogenix für Fintepla bereits den Orphan-Drug-Status. Die Patienten müssen regelmäßige Herzuntersuchungen bekommen. Die Anwendung erfolgt unter strengeren Bedingungen als normalerweise um einen Missbrauch zu vermeiden. Um Fintepla verordnen zu können, müssen Ärzte vor der ersten Verschreibung eine Zertifizierung durchführen. Der Mediziner erhält daraufhin eine sogenannte Verschreiber-ID. Diese muss auf der Verordnung aufgedruckt sein. Apotheken dürfen Fentipla nur bei Vorliegen der Verschreiber-ID abgeben.

Fintepla wird als Zusatztherapie zu anderen Antiepileptika innerhalb der Behandlung des Dravet-Syndroms gegeben. Das Medikament ist flüssig und wird nach Gewicht dosiert zweimal täglich eingenommen. Nimmt der Patient bereits das Epilepsie-Arzneimittel Stiripentol (Diacomit, Desitin) muss die Dosis angepasst werden. 1 Milliliter Lösung enthalten 2,2 Milligramm Fenfluramin. Das Arzneimittel wird langsam aufdosiert. Ein abruptes Absetzen der Therapie iast zu vermeiden. Das Risiko von Krampfanfällen ist unter diesen Umständen erhöht. Die Therapie sollte ärztlich begleitet ausgeschlichen werden.

Zu den sehr häufigen Nebenwirkungen zählen:

  • Bronchitis/ Infektionen der oberen Atemwege
  • Verminderter Appetit/ Verringertes Gewicht
  • Lethargie, Somnolenz, Status epilepticus, Tremor
  • Obstipation, Diarrhö, Erbrechen
  • Fieber, Ermüdung
  • Verringerte Glucose im Blut
  • Anomales Echokardiogramm
  • Sturz

Dravet-Syndrom

Das Dravet-Syndrom (DS) ist eine mit üblichen Mitteln nicht therapierbare epileptische Enzephalopathie. Jungen erkranken doppelt so häufig wie Mädchen. Die Erkrankung besteht bis ins Erwachsenenalter fort. Ein Viertel aller Betroffenen weist eine Familiengeschichte mit Epilepsie und Fieberkrämpfen auf. Im Verlauf der Krankheit kommt es zur allgemeinen Verlangsamung der psychomotorischen Entwicklung. Es kommt zu Verhaltensauffälligkeiten und Ataxie. Die Anfallshäufigkeit nimmt mit zunehmendem Alter ab. Dennoch ist die Langzeitprognose ungünstig. Zwischen dem zweiten und vierten Lebensjahr kommt es öfter zum plötzlichen Kindstot.

 

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
BisoASS statt Assbiclair
ASS und Bisoprolol als Single Pill
Hochdosis-Influenza-Impfstoff
Ohne Yamagata: Efluelda kommt trivalent
Mehr aus Ressort
Benzolbildung verhindern
BPO besser im Kühlschrank lagern
FDA bezweifelt Wirksamkeit
Orales Phenylephrin vor dem Aus?

APOTHEKE ADHOC Debatte