In Deutschland leiden etwa 12 Millionen Menschen an einer nichtalkoholischen Fettlebererkrankung (NAFL). Eine neue Studie, die auf der aktuellen United European Gastroenterology (UEG)-Woche 2023 vorgestellt wurde, hat einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Geburtsgewicht und dem Auftreten der NAFL entdeckt. Demnach haben Babys mit niedrigem Geburtsgewicht ein viermal höheres Erkrankungsrisiko.
Die weltweit häufigste Form der Fettleber ist die nicht-alkoholische Fettleber, die als eine erhöhte Fettinfiltration in der Leber bei Personen, die keinen oder wenig Alkohol trinken, definiert wird. Die traurige Statistik: Jeder vierte Bundesbürger:in über 40 ist bereits betroffen. Zudem leidet etwa jedes dritte übergewichtige Kind an dieser Krankheit. Die Tendenz ist steigend: Expert:innen schätzen, dass im Jahr 2025 etwa 55 Millionen US-Amerikaner und Europäer an einer nicht-alkoholischen Lebererkrankung leiden.
Ein Forscherteam rund um Dr. Fahim Ebrahimi konnte nun einen signifikanten Zusammenhang erkennen: Babys, die mit einem niedrigen Geburtsgewicht zur Welt kommen, haben ein viermal höheres Risiko, in der Kindheit, Jugend oder im jungen Erwachsenenalter an NAFL zu erkranken. Für die Analyse führten die Wissenschaftler:innen eine bevölkerungsbasierte Fall-Kontroll-Studie durch. 165 Personen im Alter von 25 Jahren und jünger mit zwischen 1992 und 2017 diagnostizierter NAFL wurden dabei erfasst. Die Proband:innen wurden mit bis zu fünf Kontrollpersonen aus der Allgemeinbevölkerung auf der Grundlage von Alter, Geschlecht, Kalenderjahr und Wohnbezirk verglichen.
Auffällig war: Personen, die mit einem geringen Geburtsgewicht – unter 2500g – geboren wurden, hatten eine viermal höhere Wahrscheinlichkeit, an NAFL zu erkranken, als Personen mit normalem Geburtsgewicht. Bei denjenigen, die als „small for gestational age" (SGA) geboren wurden, war das Risiko mehr als dreimal so hoch im Vergleich zu „normalgewichtigen“ Babys.
Mehr noch: Die Forscher:innen stellten fest, dass Personen mit niedrigem Geburtsgewicht oder solche, die als SGA geboren wurden, ein bis zu 6-fach höheres relatives Risiko hatten, schwerere Stadien von NAFL in Form von Leberfibrose oder -zirrhose zu entwickeln.
„Während frühere Forschungen den Zusammenhang zwischen Geburtsgewicht und schweren Krankheiten nachgewiesen haben, blieb der Zusammenhang mit MASLD unklar. Unsere Studie liefert nun überzeugende Beweise dafür, dass fötale Entwicklungsfaktoren eine wichtige Rolle bei der Entstehung von MASLD und fortschreitender Lebererkrankung spielen", so Ebrahimi.
Es sei sehr besorgniserregend, dass Menschen, die mit einem niedrigen Geburtsgewicht geboren wurden, ein erhöhtes relatives Risiko haben, in jungen Jahren an dieser Krankheit zu erkranken, so der Erstautor. „Eine früh einsetzende NAFL dauert oft bis ins Erwachsenenalter an und ist mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Leberzirrhose und einer Lebererkrankung im Endstadium verbunden. Es ist wichtig, dass wir proaktive und wirksame Strategien entwickeln, um Risikopersonen zu identifizieren und die Belastung durch diese Krankheit zu verringern“, so der Forscher weiter.
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