Fettleber als Volksproblem Alexandra Negt, 09.10.2020 13:51 Uhr
Eine Fettleber ist nicht nur die Folge von übermäßigem Alkoholkonsum und Drogenmissbrauch, darüber informiert das Institut für Ernährungsmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holsteins. Ganz oben im Prävalenz-Rating der Lebererkankungen steht die NFALD, die non-alcoholic fatty liver disease.
Der Grund dafür, dass rund 30 Prozent der Bevölkerung an NFALD leiden ist laut Professor Dr. Martin Smollich das Zusammenspiel aus mangelnder Bewegung und Überernährung. Hier kommt insbesondere der Fruktose eine besondere Rolle zu. „Neben zu großen Mahlzeiten ist auch das „Snacking“ ein wahres Problem“, erklärt Smollich, der seit 2018 Leiter der Arbeitsgemeinschaft Pharmakonutrition am Institut für Ernährungsmedizin der Universität Lübeck.
Smollich zeigt auf, dass die meisten Lebererkrankungen unabhängig vom Alkoholkonsum auftreten. Insbesondere Diabetiker mit Diabetes-Typ-2 haben mit steigenden Erkrankungsjahren ein höheres Risiko an NFALD zu erkranken. Bei ausgeprägter Adipositas steigt das Risiko noch mehr. Bei der NFALD handelt es sich um die häufigste Lebererkrankung der westlichen Welt. Das Leiden ist darüber hinaus die häufigste Ursache für eine Lebertransplantation.
Der Fachapotheker für klinische Pharmazie stellt klar, dass die Erkrankung lebensstilbedingt ist und nicht allein mit dem übermäßigen Konsum von Fett zusammenhängt, wie der Name vermuten lassen könnte. „Patienten dürfen keine Angst bekommen Fett zu konsumieren.“ Gewisse pflanzliche Öle seien überdies eher gesundheitsfördernd. „Es sind meistens die Kohlenhydrate, die unter die Lupe genommen werden sollten. Insbesondere Einfachzucker – darunter auch Fruktose – sollten gemieden werden.“
Fruktose, also Fruchtzucker, würde von vielen Patienten als gesund angesehen werden. „Doch zu viel Obst führt zu einem sogenannten Fruktose-Spillover. Hier steht am Ende ein ungünstiger Effekt auf die Darm-Leber-Achse. Es kommt zur epigenetischen Aktivierung der Lipogenese.“ Bei einer Reduzierung der Fruktose-Zufuhr bleibt dieser Spillover aus und die gesamte Zuckermenge kann im Dünndarm aufgenommen werden. „Kombiniert werden sollte die fruktosearme Kost am besten mit vielen ballaststoffreichen Lebensmitteln.
Auch auf die Bedeutung der Darm-Leber-Achse geht Smollich ein. „Aktuell weiß man, dass zwischen Darm und Leber eine komplexe Kommunikation besteht und beide Organe sich gegenseitig beeinflussen.“ So nimmt die Leber beispielsweise EInfluss auf das Mirkobiom des Darms. Umgekehrt steuert das Darmmikrobiom auch den Leberstoffwechsel. Durch eine Ernährungsumstellung kann also nicht nur die NFALD gelindert werden, sondern auch der Magen-Darm-Trakt gestärkt werden.
„Die Leber leidet still und eine spezifische Therapie gibt es zurzeit nicht“, erklärt Smollich. Aktuell werden gewisse Antidiabetika auf eine mögliche Wirksamkeit geprüft. „Auch deshalb ist die Anpassung des Lebensstils die beste Prävention und Therapie.“ Denn früh genug begonnen, kann eine Fettleber vollständig wieder verschwinden. In der Apotheke können Patienten mit NFALD durch gezielte Tipps & Tricks in ihrer Therapie unterstützt werden. PTA und Apotheker können zu mehr Bewegung motivieren. Hierbei sei die muskuläre Aktivität ausschlaggebend, nicht unbedingt die gezielte Gewichtsreduktion durch Ausdauersport. Die Reduktion von Übergewicht sollte dennoch Teil des Beratungsgespräches sein. Auch beim Thema Ernährung kann die Apotheke unterstützend tätig werden. Innerhalb einer Ernährungsberatung können Mahlzeitenpläne und Strategien erarbeitet werden. Am Ende sollte der Patient immer darauf hingewiesen werden, dass die Heilungschancen allein durch eine adäquate Lebensumstellung sehr gut sind und sich die Mühe lohnt.