Studie der Ruhr-Universität Bochum

Ferroptose: Neuer Ansatz zur Krebsbehandlung Katharina Brand, 21.08.2024 14:52 Uhr

Das Team um Dr. Johannes Karges hat einen neuen Metallkomplex entwickelt, der in Krebszellen eine erst seit Kurzem bekannte Form von Zelltod auslöst. Foto: Ruhr-Universität Bochum/Marquard
Berlin - 

Ein Forschungsteam der Ruhr-Universität Bochum hat einen neuen Metallkomplex entwickelt, der Krebszellen gezielt in die Ferroptose – eine Form des Zelltods – versetzen kann. Dies könnte den Weg für die Entwicklung neuer Medikamente ebnen. Die Studie ist unter dem Titel „Ferroptose induzierender Co(III)-Polypyridin-Sulfasalazin-Komplex zur therapeutisch verbesserten Krebstherapie“ in der Fachzeitschrift „Angewandte Chemie“ online erschienen.

Beim programmierten Zelltod initiieren bestimmte Signalmoleküle eine Art Selbstmordprogramm, um Zellen kontrolliert absterben zu lassen. Das ist entscheidend, um beschädigte Zellen zu entfernen oder die Zellzahl in bestimmten Geweben zu regulieren.

Die Apoptose ist ein seit Langem bekannter Mechanismus für den programmierten Zelltod. Allerdings können Tumorzellen Strategien entwickeln, um der Apoptose zu entkommen, sodass die Medikamente unwirksam werden. Neu entdeckt wurde die Ferroptose, ein Mechanismus, der sich durch die Anreicherung von Lipidperoxiden auszeichnet. Der Prozess wird durch Eisen katalysiert, was dem Vorgang seinen Namen verleiht.

Ferroptose statt Apoptose

„Um eine Alternative zum Wirkmechanismus von herkömmlichen Chemotherapeutika zu finden, haben wir gezielt nach einer Substanz gesucht, die die Ferroptose auslösen kann“, erklärt der Leiter der Arbeitsgruppe, Dr. Johannes Karges. Sein Forschungsteam synthetisierte einen Cobalt-haltigen Metallkomplex, der sich in den Mitochondrien von Zellen anreichert und dort Hydroxidradikale erzeugt. Diese Radikale greifen mehrfach ungesättigte Fettsäuren an und führen zur Bildung von Lipidperoxiden, die Ferroptose auslösen.

Die Bochumer Forschenden konnten an verschiedenen Krebszelllinien demonstrierten, dass der Cobalt-Komplex Ferroptose in Krebszellen bewirken und das Wachstum von künstlich hergestellten Mikrotumoren hemmen kann.

Verfahren steht vor Bewährungsprobe

„Wir sind zuversichtlich, dass die Entwicklung von Metallkomplexen, die Ferroptose auslösen, ein vielversprechender neuer Ansatz für die Krebsbehandlung ist“, fasst Karges zusammen und stellt zugleich klar: „Es ist aber noch ein weiter Weg von unseren Studien hin zu einem Medikament.“ Denn: Der Metallkomplex muss sich noch in Tier- und klinischen Studien bewähren. Aktuell greift die Substanz auch gesunde Zellen an, daher ist es notwendig, eine Methode zu entwickeln, um den Komplex gezielt auf Tumorzellen auszurichten.