Vakzin blockiert euphorischen Effekt

Fentanyl-Impfstoff gegen Opioid-Missbrauch

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Berlin -

Forscher:innen in Texas haben einen Impfstoff entwickelt, der die euphorischen Wirkungen von Fentanyl blockiert. Zuletzt machte der schmerzstillende Wirkstoff vor dem Hintergrund der verheerenden Opioid-Krise negativ auf sich aufmerksam. Im Jahr 2020 sind in den Staaten 90.000 Menschen an einer Überdosis Drogen gestorben – jeder zweite konsumierte Fentanyl.

Dr. Colin Haile, Mitarbeiterin der Universität von Houston in Texas und Gründungsmitglied des UH Drug Discovery Institute, entwickelte mit ihrem Team einen Impfstoff, der die euphorischen Wirkungen des starken synthetischen Opioids blockiert. Dieses Vakzin verhindert, dass Fentanyl die Blut-Hirn-Schranke passiert und im Gehirn selbst die Wahrnehmung einschränkt.

Impfstoff blockt Opioid-Wirkung

In den Untersuchungen an männlichen und weiblichen Mäusen erzeugte der Impfstoff signifikante und langanhaltende Mengen an Fentanyl-Antikörpern, was die schmerzstillende Wirkung im Laborversuch senkte. Zudem wurden verhaltensbezogene und physiologische Wirkungen des Arzneimittels hochwirksam reduziert.

„So spürt die Person die euphorischen Effekte nicht und bleibt nüchtern“, so Haile. Positiv sei außerdem die Spezifität der Antikörper für Fentanyl und dessen Derivate: „Sie zeigen keine Kreuzreaktionen mit anderen Opioiden wie Morphin. Das bedeutet, dass eine geimpfte Person weiterhin mit anderen Opioiden zur Schmerzlinderung behandelt werden könnte“, erklärt Haile.

Game Changer für Süchtige?

Nebenwirkungen konnten bei den immunisierten Mäusen nicht beobachtet werden. Aufgrund der guten Ergebnisse plant das Forschungsteam in den kommenden Monaten eine Produktion des Impfstoffes in klinischer Qualität. Dazu sind Studien an Menschen in Kürze angedacht. Laut der leitenden Autorin Dr. Therese Kosten, Direktorin des Programms UH Developmental, Cognitive & Behavioral Neuroscience, könnte der neue Fentanyl-Impfstoff ein potenzieller „Game Changer“ sein.

Tödliche Wirkung von Fentanyl

„Die Anwendung und Überdosierung von Fentanyl stellen eine besondere Behandlungsherausforderung dar, die mit aktuellen Medikamenten aufgrund ihrer Pharmakodynamik nicht angemessen angegangen wird. Zudem ist die Behandlung einer akuten Überdosierung mit dem kurzwirksamen Naloxon nicht angemessen wirksam. Häufig sind mehrere Dosen Naloxon erforderlich, um dies rückgängig zu machen und die tödlichen Wirkungen von Fentanyl auszuschließen“, so Kosten.

Fentanyl forderte viele Tote

Würde sich der Impfstoff etablieren, könne er erhebliche Auswirkungen auf die Opioid-Krise der USA haben, indem er zu einem Mittel zur Rückfallprävention wird. Wie sehr der Missbrauch von Fentanyl in den USA grassiert, berichtete kürzlich Medscape: Im Jahr 2021 wurden mehr als 107.000 Todesfälle durch Überdosierung von Drogen verzeichnet. Ein Rekordhoch, laut den Bundesgesundheitsbehörden – und Fentanyl war an den meisten dieser Todesfälle beteiligt.

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