Fehlgeburten durch Antibiotika Nadine Tröbitscher, 04.05.2017 14:37 Uhr
Die Anwendung von Arzneimitteln in der Schwangerschaft ist ohnehin ein heikles Thema, denn die Hinweise auf die fetale Sicherheit ist nur begrenzt. Medikamente können das Ungeborene schädigen oder Fehlgeburten auslösen. Kanadische Forscher haben ein erhöhtes Risiko für einen vorzeitigen Abort bei einigen Antibiotika festgestellt.
Das Team um Dr. Anick Bérard von der Universität in Montreal hat Daten der „Quebec Pregnancy Cohort“ ausgewertet und die Ergebnisse im „Canadian Medical Association Journal“ veröffentlicht. Die Fall-Kontroll-Studie betrachtete Schwangerschaften in den Jahren 1998 bis 2009. Die Forscher analysierten 95.722 Fälle, von denen 12.446 ein Antibiotikum einnahmen. Der Großteil der Patientinnen wurde mit Penicillinen behandelt (6073). Unter anderem gefolgt von Makroliden (1789), Chinolonen (689) und Tetracyclinen (315).
Die Frauen, deren Medikation der letzten zwölf Monate vor und während der Schwangerschaft betrachtet wurde, waren zwischen 15 und 45 Jahre alt. Einbezogen wurden Fehlgeburten bis zur 20. Schwangerschaftswoche. Insgesamt traten 8702 vorzeitige Aborte auf, davon 1428 unter einer Antibiose.
Insgesamt fielen 87.020 Schwangerschaften ohne Fehlgeburt aus, davon nahmen 1068 werdende Mütter jedoch ein Antibiotikum ein. Die Forscher verglichen jeden frühzeitigen Abort mit zehn Kontrollen. Die Einnahme von Cephalosporinen und Penicillinen war mit keinem erhöhten Risiko für eine Fehlgeburt verbunden. Die Stoffklassen gelten als Mittel der Wahl bei einer bakteriellen Infektion in der Schwangerschaft – abhängig vom Keim.
Auch Nitrofurantoin konnte nicht mit einem vorzeitigen Abort in Verbindung gebracht werden. Das Antibiotikum kann als Alternative zu Trimethoprim-Sulfamethoxazol bei Harnwegsinfekten eingesetzt werden. Allerdings ist der Wirkstoff plazentagängig und wird als reproduktionstoxisch eingestuft, so die Forscher.
Bedenklich im Zusammenhang mit einer Fehlgeburt sind Chinolone, Tetracycline, Metronidazol sowie die Makrolide, die eigentlich als sicher eingestuft waren. Laut den Ergebnissen der Arbeitsgruppe um Bérard besteht für sie ebenfalls ein erhöhtes Risiko. Die adjustierte Odds Ratio beträgt für Azithromycin 1,65 und für Clarithromycin 2,35. Das Quotenverhältnis wird aus der Wahrscheinlichkeit zu erkranken wenn der Risikofaktor vorliegt und der Wahrscheinlichkeit zu erkranken ohne Risikofaktor ermittelt.
Auch wenn die „Quebec Pregnancy Cohort“ einige Risikofaktoren mit einbezieht, wurden Störfaktoren, die das Risiko einer Fehlgeburt erhöhen können wie Alkoholkonsum, Rauchen, Ernährung oder die Substitution von Folsäure nicht berücksichtigt.