„Das Präventionspotential ist groß“

Fehlernährung: 1,55 Millionen Todesfälle jährlich

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Berlin -

Eine unausgewognene Ernährung kann das Risiko für Folgeerkrankungen erhöhen. Jeder sechste Todesfall in Europa ist auf Fehlernährung zurückzuführen. Das heißt konkret: Es sterben jedes Jahr 1,55 Millionen Menschen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Friedrich-Schiller-Universität Jena, des Instituts für nachhaltige Land- und Ernährungswirtschaft (INL) und des Kompetenzclusters „nutriCARD“.

Eigentlich ist es hinlänglich bekannt: Eine ausgewogene und gesunde Ernährung kombiniert mit ausreichend Bewegung fördert langfristig die Gesundheit. Dennoch: Herz-Kreislauf-Erkrankung sind die häufigste Todesursache in Europa. Eine Studie konnte nun belegen, dass jeder sechste Todesfall auf eine unausgewogene Ernährung zurückzuführen ist.

„Bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist rund ein Drittel der Todesfälle mit einer Fehlernährung assoziiert“, so Theresa Pörschmann, Erstautorin der Studie und Doktorandin am Lehrstuhl für Biochemie und Physiologie der Ernährung der Universität Jena. So entfallen auf die 27 Mitgliedstaaten der EU etwa 600.000 vorzeitige Todesfälle.

Deutschland verzeichnet etwa 112.000 davon und liegt somit im Mittelfeld: In der Slowakei beispielsweise starben an ernährungsbedingten Herz-Kreislauf-Erkrankungen 48 Prozent und in Belarus 47 Prozent. In Deutschland sind 31 Prozent aller kardiovaskulären Todesfälle auf eine unausgewogene Ernährung zurückzuführen. Am besten schneidet im Vergleich Spanien ab mit 24 Prozent.

Untersucht wurden Daten der globalen Krankheitslastenstudie (Global Burden of Disease Study) aus insgesamt 54 Länder in West-, Ost- und Zentraleuropa sowie Zentralasien. Hierzu gehören neben den EU-Mitgliedsstaaten und weiteren europäischen Ländern auch mehrere Staaten Vorder- und Zentralasiens, wie Armenien, Aserbaidschan, Israel, Kasachstan, Kirgisistan, Russland, Tadschikistan, Türkei, Turkmenistan und Usbekistan.

Falsche Ernährung hat großen Einfluss

Die Studie macht deutlich, welche Lebensmittel den größten Einfluss auf die vorzeitigen Todesfälle hatten. „Es sind leider immer wieder die gleichen Lebensmittel, von denen wir entweder zu wenig oder zu viel essen“, so Pörschmann. „Insbesondere gehören zu den negativen Einflussfaktoren der Verzehr von zu wenig Vollkornprodukten und zu wenig Hülsenfrüchten, gefolgt von einer Ernährung mit zu viel Salz und zu viel rotem Fleisch“, so die Expertin.

Zudem fanden die Forscher:innen heraus, dass auch die Art der Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie die Verteilung zwischen den Geschlechtern und den verschiedenen Altersgruppen eine Rolle spielt. Denn: „Der Großteil der Todesfälle entfiel dabei auf ischämische Herzkrankheiten, wie Erkrankungen der Herzkranzgefäße, gefolgt von Schlaganfällen und hypertensiver Herzkrankheit“, hieß es in der Studienauswertung. Erschreckend war dabei, dass etwa 30 Prozent aller vorzeitigen Todesfälle Menschen traf, die jünger als 70 Jahre alt waren.

Zahl dürfte noch höher liegen

„In der Studie sind Faktoren wie Alkoholkonsum und eine zu hohe Energiezufuhr, die Übergewicht und Diabetes mellitus Typ 2 verursachen kann, noch gar nicht berücksichtigt“, so Stefan Lorkowski vom Institut für Ernährungswissenschaften der Uni Jena. „Dies sind weitere wichtige Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, ergänzt Dr. Toni Meier vom Institut für nachhaltige Land- und Ernährungswirtschaft in Halle. „Die tatsächlich durch eine unausgewogene Ernährung bedingten kardiovaskulären Todesfälle dürften also noch deutlich höher liegen.“

Was die Ergebnisse deutlich zeigen, ist das große Präventionspotential durch gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung: „In Deutschland haben wir noch viel Luft nach oben und könnten viele vorzeitige Todesfälle verhindern“, so die Forschenden.

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