Eine Tablette, zwei Wirkstoffe: Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat dem Single-Tablet-Regime Dovato (ViiV Healthcare), bestehend aus Dolutegravir (DTG, bekannt aus Tivicy) und Lamivudin (3TC, bekannt aus Epivir) die Zulassung erteilt. Grundlage der Entscheidung sind die Daten der beiden Studien Gemini 1 und 2, die zeigen, dass die Zweierkombi (2DR) dem Drei-Komponenten-Regime DTG/Tenofovirdisoproxilfumarat (TDF)/Emtricitabin (FTC) nicht unterlegen ist.
Dovato enthält 50 mg DTG und 300 mg 3TC und ist in den USA zur Behandlung von HIV-1-Infektionen bei therapienaiven Erwachsenen, die keine Resistenzen gegen einen der beiden Wirkstoffe besitzen, zugelassen. Dovato ist das erste von der FDA zugelassene 2DR zur Behandlung von naiven Patienten und wird einmal täglich eingenommen. „Mit Dovato, dem ersten aus zwei Wirkstoffen bestehendem Arzneimittel für nicht vorbehandelte Erwachsene, liefert ViiV Healthcare, den Patienten die Möglichkeit, ihre HIV-1-Infektion mit so wenigen Arzneimitteln wie möglich zu behandeln“, sagt Deborah Warerhouse, CEO ViiV.
Dolutegravir ist ein spezifischer Inhibitor der HIV-Integrase. Das Enzym spielt bei der Virusvermehrung eine entscheidende Rolle, denn es ist für die Integration des Virus-Genoms in die Wirtszelle verantwortlich. Bekannt ist der Wirkstoff aus dem Monopräparat Tivicay oder der Kombination Triumeq der Kombination mit Abacavir und Lamivudin. Zulassungsinhaber ist auch hier ViiV, ein Joint Venture von GlaxoSmithKline, Pfizer und Shionogi. Lamivudin ist ein nukleosidischer Reverse-Transkriptase-Inhibitor (NRTI) und verhindert das Umschreiben der Virus-RNA in DNA. Die antiretrovirale Therapie (ART) greift somit an verschiedenen Stellen in der Virusvermehrung ein.
Die Zulassung basiert auf Daten der identischen Studien Gemini 1 und 2 mit etwa 1400 naiven Teilnehmern, die entweder mit DTG/3TC oder DTG/TDF/FTC. Die Probanden mit einer Viruslast von 1000 bis 100.000 Kopien/ml wurden 1:1 randomisiert. Untersucht wurden Wirksamkeit und Sicherheit. Nach einem Zeitraum von 48 Wochen gab es keinen signifikanten Unterschied in Bezug auf die Wirksamkeit zwischen beiden Studienarmen. Bei 91 Prozent der Probanden unter DTG/3TC lag die Viruslast unter 50 Kopien/ ml, unter DTG/TDF/FTC waren es 93 Prozent. Bei naiven Patienten mit einer hohen Viruslast von mehr als 100.000 Kopien/ ml zu Studienbeginn waren keine Unterschiede zu erkennen.
Zu den häufigen unerwünschten Arzneimittelwirkungen zählen Kopfschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Schlaflosigkeit oder Müdigkeit. Zudem besteht bei Dolutegravir ein bekanntes Risiko für Neuralrohrdefekte, daher ist eine Behandlung mit Dovato bei Frauen mit Kinderwunsch sowie vom Zeitpunkt der Empfängnis bis zum Ende des ersten Trimenons kontraindiziert. Vor Therapiebeginn sollte bei Frauen im gebärfähigen Alter eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden. Wird die Risikogruppe bereits mit Dolutegravir behandelt, sollte während der Therapie eine wirksame Verhütungsmethode angewendet werden.
In den USA leben etwa 1,1 Millionen Menschen mit HIV, von denen etwa 15 Prozent nichts von der Infektion wissen. Dabei ist es wichtig die Viruslast so gering wie möglich zu halten, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Bei täglicher Medikation und einer Viruslast unter der Nachweisgrenze, besteht praktisch kein Risiko für eine Ansteckung des HIV-negativen Sexualpartners, so die FDA.
In Europa ist DTG als 2DR Juluca (ViiV Healthcare) in Kombination mit dem nicht-nukleosidische Reverse-Transkriptase-Hemmer (NNRTI) Rilpirivin in der festen Dosierung 50/25 mg zugelassen. Indiziert das 2DR für die Erhaltungstherapie von erwachsenen HIV-1-infizierten Patienten, die virologisch supprimiert sind, also weniger als 50 HIV-1-RNA-Kopien pro ml aufweisen.
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