Autoimmunerkrankung

FDA: Zulassung für Amifampridin

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Berlin -

Das Lambert-Eaton-Myasthenie-Syndrom (LEMS) zählt mit einer Prävalenz von 1 bis 9 Fällen pro 1 Millionen Menschen zu den seltenen Erkrankungen. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat mit Firdapse (Amifampridin, Catalyst Pharmaceuticals) ein Arzneimittel zur Behandlung von erwachsenen Patienten zugelassen.

Die Autoimmumerkrankung ist von einer im Muskel gestörten Neurotransmission gekennzeichnet. Die Betroffenen leiden unter Muskelschwäche und vegetativen Störungen, bei etwa 50 bis 60 Prozent der Patienten tritt ein kleinzelliges Bronchialkarzinom (SCLC) auf. Das körpereigene Immunsystem greift neuromuskuläre Bahnen an und unterbricht so die Signalweiterleitung von den Nerven- zu den Muskelzellen.

Firdapse ist das erste in den USA zugelassene Arzneimittel zur Behandlung des LEMS. Indiziert sind die Tabletten zur Therapie von erwachsenen Patienten. Die Erkrankung kann in jedem Alter auftreten, jedoch erkrankt der Großteil in der Regel ab einem Alter von 40 Jahren. Das Arzneimittel soll über den Tag verteilt mit einer Mahlzeit eingenommen werden. Empfohlen werden drei bis vier Tagesdosen. Gestartet wird mit 15 mg Amifampridin täglich. Aufdosiert wird um 5 mg alle vier bis fünf Tage auf ein tägliches Maximum von 60 mg. Eine Einzeldosis darf jedoch 20 mg nicht überschreiten.

Amifampridin blockiert spannungsabhängige Kaliumkanäle und verlängert so die Depolarisation der präsynaptischen Zellmembran. Der Calciumtransport in die Nervenenden wird gefördert. In der Folge erhöht sich die intrazelluläre Calciumkonzentration und die Exozytose acetylcholinhaltiger Vesikel ist erleichtert. Dies ergibt eine Erhöhung der neuromuskulären Transmission, die Muskelstärke ist verbessert.

Die Wirksamkeit des Arzneimittels wurde in zwei klinischen Studien mit 64 Teilnehmern untersucht. Die erwachsenen Probanden wurden entweder mit Verum oder Placebo behandelt. Ermittelt wurden der Quantitative Myasthenia Gravis-Score, eine 13-stufige Skala zur Beurteilung der Muskelschwäche, und der Subjekt Global Impression, eine 7-Punkte-Skala. Für beide Kriterien verzeichneten die Patienten unter Firdapse einen größeren Nutzen als die Patienten unter Placebo.

Häufig dokumentierte unerwünschte Arzneimittelwirkungen waren Parästhesien, Infektionen der oberen Atemwege, Bauchschmerzen, Übelkeit, Kopfschmerzen oder Muskelkrämpfe. Bei Anzeichen von Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautausschlag, Nesselsucht, Juckreiz, Fieber, Schwellung oder Atemnot sollen die Patienten einen Arzt aufsuchen.

Firdapse wurde von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) bereits im Dezember 2009 zugelassen. Im Dezember 2014 wurde die Zulassung verlängert. Inhaber der Zulassung ist BioMarin International mit Sitz in Irland. In Deutschland und Österreich wird das Arzneimittel über Healthcare at Home als Handelspartner für Apotheken und den Großhandel vertrieben. Apotheken können per Fax oder Mail bestellen. Geht die Bestellung vor 13 Uhr ein und ist die Apotheke bereits als Kunde registriert, kann meist am nächsten Tag geliefert werden. Bei Erstbestellungen kann die Lieferung drei bis vier Werktage in Anspruch nehmen. Über Healthcare at Home werden auch die BioMarin-Produkte Brineura (Cerliponase alfa), Kuvan (Sapropterin), Naglazy (Galsulfase) und Vimizim (Elosulfase alfa) vertrieben.

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