Experten warnen vor Impflücke dpa/APOTHEKE ADHOC, 14.09.2015 14:37 Uhr
Eine Grippe kann auch tödlich enden. Dennoch lassen sich hierzulande viel zu wenig Menschen dagegen impfen, beklagen Gesundheitsexperten.
Vor Beginn der Grippesaison warnen Fachleute vor gefährlichen Impflücken in Deutschland. Zuletzt war nur jeder Zweite der besonders gefährdeten Über-60-Jährigen geimpft, wie das Robert Koch-Institut (RKI) zusammen mit dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) mitteilte.
Hintergrund sind Daten eines Berichts zur vergangenen Grippesaison der Arbeitsgemeinschaft Influenza. Untersucht wurden die Impfquoten für 2012/2013 und 2013/2014. Unter chronisch Kranken zwischen 18 und 59 Jahren – bei denen das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs ebenfalls höher ist – waren demnach zuletzt lediglich 24 Prozent geimpft. Bei den über 60-Jährigen waren nur 49 Prozent geimpft. Die Weltgesundheitsorganisation fordert für Risikogruppen eine Impfquote von mindestens 75 Prozent.
Eine Umfrage unter knapp 600 über 60-Jährigen, die nicht geimpft waren, zeigte die Hauptgründe auf: 22 Prozent hatten kein Vertrauen in die Impfung und 21 Prozent meinten, die Krankheit sei nicht gefährlich. 15 Prozent gaben an, noch nicht über die Impfung nachgedacht zu haben. 14 Prozent erklärten, gesundheitliche Gründe hätten sie abgehalten, weitere 13 Prozent, sie seien grundsätzlich gegen Impfungen. Nur bei 4 Prozent der Befragten hatte der Arzt explizit von der Impfung abgeraten.
Zuletzt waren nach RKI-Angaben vor allem ältere Menschen im Alter von über 60 Jahren von schweren Verläufen der Krankheit betroffen – das kann etwa ein Krankenhausaufenthalt oder sogar ein Todesfall in Folge einer Influenza sein.
Den Hochrechnungen zufolge gab es in der Saison 2014/2015 rund 6,2 Millionen grippebedingte Arztbesuche. Etwa 31.000 Patienten kamen den Schätzungen zufolge deswegen ins Krankenhaus. In der Altersgruppe der über 60-Jährigen kamen auf 1000 Arztbesuche kamen 19 Krankenhauseinweisungen.
In der vergangenen Saison hatte der eingesetzte Impfstoff nicht optimal vor der Grippe geschützt. Ursache war den Experten zufolge, dass sich der damals zirkulierende Virusstamm H3N2 noch genetisch veränderte, nachdem die Impfstoff-Produktion bereits begonnen hatte.
Das RKI stützt sich auf Daten aus den Arztpraxen seiner Arbeitsgemeinschaft Influenza, die für jede Saison erhoben und hochgerechnet werden. Demnach lagen die Werte zuletzt nur leicht unter denen der schweren Grippewelle 2012/2013.