Everolimus, derzeit als Immunsuppressivum nach Organtransplantationen zugelassen, könnte schon bald in Europa bei Patienten mit subependymalen Riesenzelltumoren eingesetzt werden. Nach den USA, Brasilien, Guatemala und den Philippinen erteilte nun auch die Schweiz dem Medikament des Pharmakonzerns Novartis die Zulassung in dieser Indikation. Die Europäische Zulassungsbehörde EMA prüft derzeit, ob Everolimus auch in den EU-Ländern auf den Markt gebracht werden kann.
Riesenzelltumoren sind eine Form der tuberösen Sklerose, einer Erbrankheit, die zu Fehlbildungen und Tumoren im Gehirn und in anderen Organsystemen führt. Da die Geschwüre gutartig sind, führen viele Betroffene ein normales Leben. Ist die Erkrankung stärker ausgeprägt, können epileptische Anfälle und kognitive Behinderungen die Folge sein.
Bislang ist eine operative Entfernung des Riesenzelltumors im Gehirn die einzige Behandlungsmöglichkeit. Für Patienten, bei denen dies nicht in Frage kommt, könnte nach der Zulassung mit Everolimus das erste Medikament zur Verfügung stehen. In den USA seit November vergangenen Jahres unter dem Namen Afinitor auf dem Markt, sollen die oral anzuwendenden Tabletten in Europa unter dem Namen Votubia vermarktet werden.
Die Datenlage ist noch relativ dünn: Die schweizerische Behörde stützte sich auf eine Phase-II-Studie mit 28 Patienten, von denen nach 21-monatiger Behandlung mit 3 Milligramm pro Quadratmeter Körperoberfäche drei Viertel eine Reduktion der Größe des Tumors um 30 Prozent aufwiesen. Bei rund einem Drittel schrumpfte der Tumor sogar um die Hälfte. Zu den Nebenwirkungen zählten unspezifische Symptome wie Geschwüre des Rachenraumes, Durchfall und Erschöpfung.
Laut Novartis tritt tuberöse Sklerose bei neun von 100.000 Menschen auf, ein Fünftel davon sind Tumoren des Gehirns. Everolimus ist in Europa bereits seit 2004 unter dem namen Certican auf dem Markt. In Dosierungen von 0,25, 0,5 oder 0,75 Milligramm wird das Makrolid gegen Organabstoßungen nach Herz- und Nierentransplantation eingesetzt.
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