EU-Zulassung für NOAK-Antidot in Sicht APOTHEKE ADHOC, 04.03.2019 08:56 Uhr
In den USA ist das Antidot gegen Eliquis (Apixaban, Bristol-Myers Squibb) und Xarelto (Rivaroxaban, Bayer) bereits seit Juni 2018 unter dem Namen AndexXa zugelassen. Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) hat für Ondexxya (Andexanet alfa, Portola) eine Zulassungsempfehlung ausgesprochen.
Ondexxya hat ein positives Votum als Antidot von lebensbedrohlichen oder unkontrollierten Blutungen unter Apixaban oder Rivaroxaban erhalten, wenn eine Aufhebung der Antikoagulation notwendig ist. Bislang gab es kein Gegenmittel bei Blutungen unter NOAK.
Das Arzneimittel kann zur Behandlung von erwachsenen Patienten eingesetzt werden und wird intravenös verabreicht. Andexanet alfa ähnelt dem körpereigenen Blutgerinnungsfaktor Xa und kann die blutgerinnende Wirkung von Faktor-Xa-Inhibitoren aufheben. Das Arzneimittel besitzt dabei die Funktion eines Köders und bindet spezifisch und mit hoher Affinität an den im Blut befindlichen ungebundenen freien Faktor-Xa-Inhibitor. Somit wird die Gerinnungshemmung des Arzneistoffes aufgehoben. Die Wirkung setzt innerhalb weniger Minuten ein. Der dadurch entstandene Komplex wird über die Leber verstoffwechselt. Die intravenöse Gabe erfolgt in zwei Schritten. Nach der Bolus-Gabe folgt eine kontinuierliche Infusion über einen Zeitraum von etwa 120 Minuten. Ondexxya ist als lyophilisiertes Pulver zu 100 mg in den USA erhältlich.
Wirksamkeit und Sicherheit von Andexanet alfa wurden an 167 beziehungsweise 352 Patienten untersucht. Die Wirksamkeit ist auf eine Umkehr der Anti-Xa-Aktivität bei gesunden Probanden und den vorläufigen Studienergebnissen bei Patienten mit lebensbedrohlichen Blutungen zurückzuführen. Die Aufhebung der gerinnungshemmenden Wirkung von Apixaban und Rivaroxaban erfolgt innerhalb von zwei Minuten nach Applikation.
Der CHMP hat dem Arzneimittel eine bedingte Zulassungsempfehlung ausgesprochen. So kann das Präparat frühzeitig zugänglich sein und eine Therapielücke schließen. Bislang liegen keine ausreichenden klinischen Daten zur Anwendung von Ondexxya bei Blutungen unter anderen direkten oralen Antikoagulantien vor. Außerdem wurde nach der Verabreichung des Arzneimittels über die Bildung von Blutgerinnseln berichtet. Portola muss auch nach einer erfolgten Zulassung innerhalb bestimmter Fristen weitere Studien zu Wirksamkeit und Unbedenklichkeit beibringen.
Die häufigsten unerwünschten Arzneimittelwirkungen unter Ondexxya sind Harnwegsinfektionen und Leberentzündungen. Zudem besteht das Risiko für arterielle und venöse thromboembolische, ischämische und kardiale Ereignisse – bis zum plötzlichen Tod. Die Produktinformation in den USA enthält hierzu ein Boxed-warning.
Die Verwendung von Faktor-Xa-Inhibitoren nimmt aufgrund der belegten Wirksamkeit zur Prophylaxe von Schlaganfällen und Lungenembolien weiterhin zu, schreibt Portola. Dies gehe mit einer Zunahme von Hospitalisierungen einher. In den USA wurden im Jahr 2016 etwa 120.000 Krankenhauseinweisungen im Zusammenhang mit Faktor-Xa-Hemmern dokumentiert.