Die EU-Kommission hat ViiV Healthcare die Zulassung für Dovato (Dolutegravir/Lamivudin) erteilt. Das Medikament ist zur Behandlung von HIV-1-Infektionen bei Erwachsenen und Jugendlichen über zwölf Jahren mit einem Gewicht von mindestens 40 kg und ohne bekannte oder vermutete Resistenz gegen die Integrase-Inhibitor-Klasse oder Lamivudin zugelassen.
Die Standardtherapie von HIV-1-Infektionen besteht derzeit in einer Behandlung mit den drei Einzelwirkstoffen Dolutegravir (DTG), Tenofovirdisoproxilfumarat (TDF) und Emtricitabin (FTC). Dovato hingegen kombiniert zwei Wirkstoffe in einer Tablette, die einmal täglich, unabhängig von den Mahlzeiten, eingenommen wird: Es sind 50 mg des Integrase-Strang-Transfer-Inhibitors Dolutegravir (DTG, bekannt aus Tivicy) und 300 mg des Nucleosidanalogon-Reverse-Transkriptase-Inhibitors Lamivudin (3TC, bekannt aus Epivir) enthalten. Im März erhielt das Arzneimittel die Zulassung durch die US-Arzneimittelbehörde FDA und war damit das erste in den USA zugelassene Zwei-Wirkstoff-Regime (2DR) zur Behandlung von naiven HIV-Patienten.
Die Zulassung basiert auf Daten der identischen Studien Gemini 1 und 2 mit etwa 1400 naiven Teilnehmern, die entweder mit DTG/3TC oder DTG/TDF/FTC behandelt wurden. Die Probanden mit einer Viruslast von 1000 bis 100.000 Kopien/ml wurden 1:1 randomisiert. Untersucht wurden Wirksamkeit und Sicherheit. Nach einem Zeitraum von 48 Wochen gab es keinen signifikanten Unterschied in Bezug auf die Wirksamkeit zwischen beiden Studienarmen.
Bei 91 Prozent der Probanden unter DTG/3TC lag die Viruslast unter 50 Kopien/ml, unter DTG/TDF/FTC waren es 93 Prozent. Bei naiven Patienten mit einer hohen Viruslast von mehr als 100.000 Kopien/ml zu Studienbeginn waren keine Unterschiede zu erkennen. Die Ergebnisse der Gemini-Studien zeigen, dass die Zweierkombi (2DR) dem Drei-Komponenten-Regime nicht unterlegen ist.
Dolutegravir ist ein spezifischer Inhibitor der HIV-Integrase. Das Enzym spielt bei der Virusvermehrung eine entscheidende Rolle, denn es ist für die Integration des Genoms in die Wirtszelle verantwortlich. Bekannt ist der Wirkstoff aus dem Monopräparat Tivicay oder der Kombination Triumeq der Kombination mit Abacavir und Lamivudin. Zulassungsinhaber ist auch hier ViiV, ein Joint Venture von GlaxoSmithKline, Pfizer und Shionogi. Lamivudin ist ein nukleosidischer Reverse-Transkriptase-Inhibitor (NRTI) und verhindert das Umschreiben der Virus-RNA in DNA. Die antiretrovirale Therapie (ART) greift somit an verschiedenen Stellen in der Virusvermehrung ein.
Zu den häufigen unerwünschten Arzneimittelwirkungen zählen Kopfschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Schlaflosigkeit oder Müdigkeit. Zudem besteht bei Dolutegravir ein bekanntes Risiko für Neuralrohrdefekte, daher ist eine Behandlung mit Dovato bei Frauen mit Kinderwunsch sowie vom Zeitpunkt der Empfängnis bis zum Ende des ersten Trimenons kontraindiziert. Vor Therapiebeginn sollte bei Frauen im gebärfähigen Alter eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden. Wird die Risikogruppe bereits mit Dolutegravir behandelt, sollte während der Therapie eine wirksame Verhütungsmethode angewendet werden.
Mit Dovato wurden keine speziellen Wechselwirkungsstudien durchgeführt, es gelten jedoch alle Interaktionen, die für die einzelnen Wirkstoffe identifiziert wurden. Das Arzneimittel darf nicht zusammen mit mehrwertigen, kationenhaltigen Antazida angewendet werden. Präparate dieser Wirkstoffgruppe sollten entweder zwei Stunden nach oder sechs Stunden vor Dovato eingenommen werden. Auch die Zufuhr von Nahrungsergänzungsmitteln mit Calcium, Eisen oder Magnesium sollte nur mit zeitlichem Abstand erfolgen. Der enthaltene Wirkstoff Dolutegravir kann die Metforminkonzentration im Blut erhöhen. Um die Blutzuckerkontrolle aufrechtzuerhalten, sollte eine Dosisanpassung von Metformin in Betracht gezogen werden, wenn die gleichzeitige Anwendung von Dovato mit Metformin begonnen und beendet wird. Da Metformin renal ausgeschieden wird, ist es wichtig, die Nierenfunktion bei gleichzeitiger Behandlung mit Dovato zu überwachen. Die Kombination kann das Risiko für eine Laktatazidose bei Patienten mit mittelschwerer Nierenfunktionsstörung erhöhen.
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