Die therapeutische Nutzung von Protonenpumpenhemmern ist in letzter Zeit in Verruf geraten. Neben unerwünschten Wirkungen wie Vitamin B12- und Magnesiummangel gibt es auch Hinweise für ein erhöhtes Risiko einer Demenz. Eine aktuelle Observationsstudie zeigt außerdem, dass die langfristige Einnahme von Säureblockern mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden ist. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „BMJ Open” veröffentlicht.
Forscher der Washington University School of Medicine in St. Louis haben über einen Zeitraum von 5,7 Jahren etwa 6,5 Millionen US-Veteranen nachbeobachtet. Die primäre Kohorte bestand aus etwa 350.000 Teilnehmern, darunter etwa 276.000 Patienten, die zum ersten Mal Protonenpumpenhemmer (PPI) sowie etwa 73.000 Patienten, die erstmalig H2-Antagonisten einnahmen.
Mehr als 90 Prozent der Teilnehmer waren männlich und das mittlere Alter betrug 61 Jahre. Die Patienten waren komorbide und hatten Erkrankungen wie beispielsweise Hypertension (65 Prozent), Hyperlipidämie (57 Prozent), GERD (29 Prozent) und Diabetes (26 Prozent).
Die zusätzlichen Kohorten bestanden aus insgesamt etwa 6,2 Millionen Teilnehmern. Untersucht wurde der Zusammenhang zwischen der PPI-Einnahme und dem Sterberisiko: Zum einen wurden PPI-Anwender mit Nicht-PPI-Anwendern verglichen. Zum anderen wurde das Risiko zwischen PPI-Anwendern mit Personen, die keine Säureblocker-Therapie bekamen, analysiert und mit dem Hazard Ratio (HR) bestimmt.
Die Arbeitsgruppe um Dr. Ziyad Al-Aly hat mit der Längsschnittstudie herausgefunden, dass PPI-Anwender ein um 25 Prozent erhöhtes Sterberisiko gegenüber Patienten hatten, die mit H2-Antagonisten therapiert worden waren (zeitabhängige Kovariate). Weitere statistische Analysemethoden zeigten ebenfalls ein höheres Risiko von 16 bis 34 Prozent für PPI-Anwender an; die Assoziationen waren signifikant.
Außerdem stellten die Wissenschaftler einen Zusammenhang zur Einnahmedauer fest: Je länger die PPI eingenommen wurden, desto höher war das Risiko zu sterben. Patienten, die diese Arzneistoffe länger als ein Jahr einnahmen, hatten den Studienautoren zufolge ein um 51 Prozent erhöhtes Sterberisiko. Bei einer Therapiedauer unter 30 Tagen beobachtete man kein erhöhtes Risiko, bei einer Einnahme bis zu 90 Tagen war das Risiko nur geringfügig (5 Prozent) erhöht.
Protonenpumpeninhibitoren wie Omeprazol oder Pantoprazol sind chemisch gesehen substituierte Benzimidazole, die die Protonenpumpe, die H+/K+-ATPase, der Belegzellen hemmen. Folglich wird die Magensäuresekretion dauerhaft blockiert.
Die Substanzen kommen als Prodrug vor und werden im Körper in die aktive Form, dem Sulfenamid, umgewandelt. Die höchste Aktivität hat das Enzym am Morgen. Wenn nicht anders verordnet, wird eine morgendliche Nüchterneinnahme empfohlen. Außerdem wirken PPI stärker als H2-Antagonisten.
Indiziert sind diese Säureblocker beispielsweise bei Sodbrennen, gastroduodenalen Ulcera, Helicobacter pylori-Eradikation und Refluxösophagitis. Eine verringerte Säurekonzentration im Magen erhöht die Anzahl der dort ansässigen Bakterien, die normalerweise den Gastrointestinal-Trakt besiedeln.
Somit ist die Schutzfunktion der Magensäure eingeschränkt, denn eine Therapie mit solchen Substanzen kann das Risiko für Magen-Darm-Infektionen, wie zum Beispiel mit Salmonella und Campylobacter, leicht erhöhen. Zudem kann es bei unsachgemäßer längerer Einnahme zu einem Anstieg des Peptidhormons Gastrin kommen, was wiederum die Säureproduktion stimuliert.
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