Milch steht im Verdacht, das Brustkrebsrisiko zu erhöhen – ein Mythos oder besteht tatsächlich ein Zusammenhang? Der Krebsinformationsdienst liefert eine Antwort auf die Frage: Welchen Einfluss hat Milch auf das Brustkrebsrisiko.
Milch im Kaffee, im Müsli oder als Käse – der Milchkonsum begegnet uns im Alltag mehrmals. Zwar ist der Verbrauch von Milch, Käse und Butter hierzulande rückläufig, aber dennoch stehen Milchprodukte bei vielen auf dem Speiseplan. Doch wird der Genuss durch ein erhöhtes Krebsrisiko getrübt?
Eine klare Antwort auf die Frage, ob Milch das Brustkrebsrisiko erhöht, kann der Krebsinformationsdienst nicht geben. Der Grund: Studien liefern unterschiedliche Ergebnisse. Zudem handelt es sich bei den Studien lediglich um Beobachtungsstudien, die nur Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang liefern können. Studien, die einen Zusammenhang sicher belegen könnten, fehlen.
Für eine Beobachtungsstudie wurden rund 53.000 Frauen der Glaubensgemeinschaft Siebenten-Tags-Adventisten in den USA und Kanada zu Ernährung und Lebensstil befragt – unter ihnen lebt ein Großteil vegetarisch und einige vegan. Milchprodukte werden durch Soja ersetzt. Etwa die Hälfte der Frauen hatte mit etwa 180 ml Milch täglich einen normalen Milchkonsum.
Innerhalb von acht Jahren nach Studienbeginn wurde bei rund 2 Prozent der Teilnehmerinnen Brustkrebs diagnostiziert. Frauen, die regelmäßig viel Milch zu sich nahmen, hatten ein höheres Risiko. In Zahlen: Im Vergleich zu Frauen, die nur wenige Milliliter Milch tranken, hatten Frauen, die täglich etwa 250 ml Milch verzehrten, ein etwa 50 Prozent höheres relatives Risiko an Brustkrebs zu erkranken. Auffällig dabei: Ein Zusammenhang zwischen dem Konsum von Milchprodukten wie Käse und Joghurt aus Kuhmilch und einem Brustkrebsrisiko konnte nicht festgestellt werden. Als mögliche Gründe werden der geringere Anteil an Molkeprotein oder Hormonen sowie dem geringeren Laktosegehalt diskutiert.
Die Ergebnisse belegen keinen kausalen Zusammenhang zwischen dem regelmäßigen Kuhmilchkonsum und Brustkrebs. Die Beobachtungsstudie liefert allenfalls Hinweise auf mögliche Risikofaktoren, so die Expert:innen. Zudem handelt es sich um ein relatives Risiko, das beschrieben wurde und nicht um ein absolutes Risiko.
Dem Ergebnis steht außerdem eine Metaanalyse anderer großer Beobachtungsstudien mit mehr als einer Million Frauen entgegen, die keine Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Milch und Brustkrebs finden lassen. Im Gegenteil: Milchprodukte insgesamt betrachtet, sollen das Brustkrebsrisiko, insbesondere in Bezug auf östrogen- und progesteronrezeptor-positive Tumoren reduzieren können, so das Ergebnis.
Und auch der World Cancer Research Fund (WCRF) hat in seiner 2018 veröffentlichten aktualisierten Version des Breast Cancer Reportdarauf hingewiesen, dass der Konsum von Milchprodukten mit einer möglichen Reduktion des Risikos für prämenopausalen Brustkrebs in Verbindung gebracht wird. Zudem empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) den täglichen Konsum von Milch und Milchprodukten – auch wenn es eine Empfehlung zu pflanzlichen Lebensmitteln gibt.
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