Erektile Dysfunktion durch Sars-CoV-2 Alexandra Negt, 09.12.2020 14:27 Uhr
Je länger die Pandemie anhält, desto häufiger stellen Mediziner fest, dass Covid-19 zu unterschiedlichsten Symptomen führt. Auch nach überstandener Krankheit können Symptome wie Müdigkeit, Schwindel und eine verminderte Lungenfunktion bestehen bleiben. Zuletzt wurde auch ein Einfluss auf Demenz diskutiert. Nun vermuten Forscher, dass Sars-CoV-2 zu dauerhaften Potenzproblemen führen könnte.
Dass Covid-19 keine reine Lungenkrankheit, sondern eine multisystemische Erkrankung ist, haben Mediziner seit längerem erkannt. Auch nach überstandener Infektion können Beschwerden anhalten. Immer häufiger zeigt sich, dass die Erkrankung für viele Betroffene auch nach einem negativen Test noch nicht vorbei zu sein scheint. Beim sogenannten Long-Covid spricht man von Auswirkungen, die auch nach einem Monat nach der Infektion vorhanden sind.
Eine Umfrage unter britischen Ärzten ergab bereits im Sommer, dass die Komplikationen nach der Erkrankung weitaus schlimmer sein können als reine Müdigkeit und Schwäche – so wurden vor allem zerebrovaskulären Ereignisse und erhöhte Thrombose-Risiken festgestellt. Nun scheint eine weitere Auswirkung hinzuzukommen: Ärzte berichten darüber, dass männliche Covid-Patienten vermehrt unter erektiler Dysfunktion leiden.
So berichten US-Mediziner häufiger über Potenzprobleme bei Männern nach überstandener Corona-Erkankung. Gegenüber dem Nachrichtensender NBC Chicago schilderte die Medizinerin Dr. Dena Grayson, dass erste Untersuchungen darauf hindeuten, dass Covid-19 eine erektile Dysfunktion hervorrufen kann. „Selbst wenn es nach einer Infektion nur milde Krankheitssymptome gibt, haben wir festgestellt, dass Menschen langwierige Folgeschäden davontragen können. So haben wir erkannt, dass Männer langwierige Schwierigkeiten im Hinblick auf erektile Dysfunktion bekommen können“, so Grayson.
„Je mehr Fälle wir auswerten, wo eine Corona-Erkrankung stattgefunden hat, umso mehr sehen wir, dass dieser Punkt den Infizierten langfristig Probleme im System der Blutgefäße bereitet“, erklärt die Ärztin für Infektionskrankheiten. Zwar stelle diese Langzeitfolge keine tödliche Gefahr dar. Allerdings erklärt Grayson, dass aktuell nicht klar sei, wie lange die Komplikationen mit der Potenz anhalten können.
Unter dem Begriff Impotenz versteht man die dauerhafte Unfähigkeit des Mannes, eine Erektion zu bekommen oder aufrecht zu erhalten. Häufig wird der Begriff parallel zur Zeugungsunfähigkeit verwendet. Der Begriff sagt zunächst jedoch nichts über die Qualität der Spermien aus. Es handelt sich eher um einen allgemeinen Begriff. Um eine Infertilität auszudrücken wurde früher der medizinische Begriff Impotentia generandi verwendet – dieser gilt als veraltet. Heute werden die Begriffe Infertilität und Sterilität genutzt.
Alle möglichen Folgeschäden von Covid-19 werden unter den Namen „Long-Covid“ oder „Post-Covid-Syndrom“ zusammengefasst. Zu den bisher am häufigsten ausgemachten Langzeitfolgen gehören ein verringertes Lungenvolumen, teilweise mit Neigung zur Lungenfibrose und anhaltende Müdigkeit. Auch auf das Gehirn scheint das Virus Einfluss zu nehmen. So schnitten Covid-Patienten bei einem kognitiven Test schlechter ab als Gesunde – Forscher schlussfolgerten einen gesenkten IQ-Wert und eine frühzeitige Alterung. Auch psychische Probleme könnten durch eine Sars-CoV-2-Infektion begünstigt werden.