Verordnungsverhalten

Epilepsie: Weniger Valproat, mehr Pregabalin

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Berlin -

Medikamente, die bei Epilepsie zum Einsatz kommen, gibt es viele. Doch nicht alle kommen für Frauen im gebärfähigen Alter in Frage. In der Kritik steht seit einiger Zeit vor allem Valproinsäure. Die Verordnungszahlen nehmen laut einer Forschungsgruppe der Medizinischen Fakultät Köln ab. Andere Wirkstoffe, darunter Pregabalin, Levetiracetam und Lamotrigin werden häufiger verordnet.

Der Begriff Epilepsie steht als Sammelbezeichnung für eine ganze Gruppe von Funktionsstörungen des Gehirns. Die Erkrankung kann sich ganz unterschiedlich zeigen. Behandelt wird die Epilepsie mit dem Ziel der Anfallsfreiheit. Zum Einsatz kommen AED (anti epilepsy drugs) gehören Klassiker wie Valproinsäure, Phenobarbital und Primidon und auch neuere Wirkstoffe wie Levetiracetam, Gabapentin oder Lamotrigin. Die Arzneistoffe unterscheiden sich in ihrem Wirkmechanismus.

Auch mit Blick auf Neben- und Wechselwirkungen, sowie Kontraindikationen unterscheiden sich die Arzneistoffe. So sollten Valproat und Phenobarbital nicht während einer Schwangerschaft eingenommen werden, da sie als schädlich für das ungeborene Kind eingestuft wurden. Auch Carbamazepin schadet dem Ungeborenen und ist als teratogen eingestuft. Topiramat geht laut einzelnen Studien ebenfalls mit einem höheren Fehlbildungsrisiko in der Schwangerschaft einher.

Folgende Wirkstoffe haben ein embryotoxisches Potenzial: Valproat, Carbamazepin, Phenobarbital, Primidon und Phenytoin.

Lamotrigin und Levetiracetam – Mittel der Wahl

Nach aktuellem wissenschaftlichem Stand sind Lamotrigin und Levetiracetam für Frauen, die planen schwanger zu werden oder bereits schwanger sind, die Mittel der Wahl. Die Verordnungen nehmen bei beiden Wirkstoffen zu. Ebenfalls häufig verordnet wird Clonazepam. Gerade bei Levetiracetam zeigt sich ein Anstieg der Verordnungen über die letzten Jahre: Der Anteil der Empfängerinnen mit Verordnungen dieses Wirkstoffes während einer Schwangerschaft ist von 1,7 Prozent im Jahr 2010 bis 2014 um rund 46 Prozent gestiegen. Nach einem weiteren Anstieg von 2014 bis 2018 um rund 25 Prozent liegt er im Jahr 2018 bei 3,1 Prozent.

Bei Topiramat zeigt sich eine Trendwende: Währenddessen die Verordnungsprävalenz des Wirkstoffes bis 2014 stark anstieg, stieg sie in den Jahren 2014 und 2018 nur noch leicht. Der Anteil der Topiramat-Empfängerinnen mit Verordnung während einer Schwangerschaft geht von 2014 bis 2018 um fast ein Viertel zurück – Trend anhaltend.

Aufgrund mehrerer Studien und Warnhinweisen verordnen Ärzt:innen Frauen im gebärfähigem Alter immer seltener Valproat. Auch die Verordnungszahlen von anderen Epilepsie-Medikamenten für Frauen zwischen 13 und 49 Jahren gehen zurück. Ärzt:innen scheinen immer mehr sensibilisiert für das Thema. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass Mediziner:innen ihr Verordnungsverhalten sowohl nach dem ersten als auch während des zweiten europäischen Risikobewertungsverfahrens geändert haben.

Patient:innen sensibilisieren

In der Apotheke können Apotheker:innen und PTA auf das mögliche Risiko der Einnahme einiger Wirkstoffe während der Schwangerschaft hinweisen. Sollte klar sein, dass die Frau eine Schwangerschaft plant und aktuell eine hierfür nicht passende Therapie erhält, so sollte der/die Apotheker:in oder PTA auf die Notwendigkeit einer Umstellung hinweisen. Ganz wichtig: Das eigenständige Absetzen einer bestehenden Medikation aufgrund des Eintretens einer Schwangerschaft kann mit einem erhöhten Risiko für Krampfanfälle verbunden sein. Diese Anfälle stellen dann sowohl für die werdende Mutter als auch für das ungeborene Kind ein Risiko dar.

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