Für Schwangere, die Medikamente gegen Epilepsie nehmen müssen, ist es besonders wichtig, ausreichend mit Folsäure versorgt zu sein. Durch eine Supplementierung können die Mütter das Autismus-Risiko ihrer Kinder signifikant verringern. Das geht aus einer Studie der Universität Bergen hervor.
Epilepsie ist eine der häufigsten Erkrankungen des Zentralen Nervensystems. In Deutschland sind circa 800.000 Menschen betroffen. Besonders für Frauen mit Kinderwunsch birgt die Krankheit als auch die Behandlung hohe Risiken: Bestimmte Epilepsiemedikamente oder die Kombination mehrerer Mittel können die Gefahr für Fehlbildungen bei Kindern erhöhen. Zudem steigt das Risiko für ein niedriges Geburtsgewicht. Gleichzeitig ist eine medikamentöse Therapie während der Schwangerschaft wichtig, um epileptische Anfälle zu verhindern, denn durch Krampfanfälle könne das ungeborene Kind ebenfalls gefährdet werden.
In der aktuellen Studie untersuchten die Forscher um Professor Dr. Marte Helene Bjørk mögliche autistischen Eigenschaften bei rund 58.000 Kindern im Alter von drei Jahren, deren Mütter gesund sind oder unter Epilepsie leiden. Bei den Frauen mit Epilepsie wurde zudem unterschieden, ob sie während der Schwangerschaft Antiepileptika einnahmen oder nicht.
Gleichzeitig ermittelte das Forscherteam, ob die Patientinnen während der Schwangerschaft Folsäure einnahmen. Die tatsächliche Folatkonzentration im Blutplasma wurde ebenfalls bei den Epileptikerinnen dokumentiert, die ihre Medikamente während der Schwangerschaft nicht abgesetzt hatten.
Das Ergebnis: Bei fast 12 Prozent der Kinder, die während der Schwangerschaft der Wirkung der Medikamente ausgesetzt waren, traten autistische Züge zutage – deutlich öfter als in den beiden anderen Gruppen. Bei Frauen mit Epilepsie, die keine Medikamente nahmen, wiesen nur rund 3 Prozent der Kinder autistische Züge auf, bei gesunden Müttern lag die Quote bei rund 4 Prozent. „Die Ergebnisse bestätigen erneut, wie riskant Antiepileptika für die ungeborenen Kinder sind“, so Bjørk.
„Die gute Nachricht lautet: Das Risiko lässt sich mit der Gabe von Folsäure vermindern“, so die Expertin. Bei Frauen mit Epilepsie und Medikamentenkonsum, die auf Folsäure-Supplemente während der Schwangerschaft verzichteten, entwickelten die Kinder sechsmal häufiger autistische Züge als die Kinder von Müttern, die während der frühen Schwangerschaft Epilepsiemedikamente und Folsäure einnahmen. Der Effekt zeigte sich auch dann, wenn andere Risikofaktoren wie epileptische Anfälle, Depression oder der Blutspiegel von Antiepileptika oder Cotinin statistisch aus dem Vergleich herausgerechnet werden.
Je geringer die Folatkonzentration im Plasma während der Schwangerschaft war, desto schlechter schnitten später die Kleinkinder beim Test ab, mit dem die Ausprägung autistischer Züge untersucht wird. Für die Wissenschaftler ist daher klar: Für Schwangere mit Epilepsie soll die frühe Gabe von Folsäurepräparaten unbedingt empfohlen werden.
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