Eosinophile Ösophagitis: Aktualisierung der Leitlinie Hanna Meiertöns, 04.02.2023 09:26 Uhr
Die Budesonid-Schmelztablette mit Brauseeigenschaften Jorveza (Falk) ist aktuell das einzige zugelassene topische Corticosteroid zur Behandlung von eosinophiler Ösophagitis (EoE). Seit fünf Jahren auf dem Markt, soll es in Zukunft auch in die Leitlinie für die Therapie der Erkrankung aufgenommen werden, bei der es sich um eine chronisch entzündliche und immunvermittelte Erkrankung der Speiseröhre handelt.
Die Patient:innen haben Schwierigkeiten beim Schlucken fester Nahrung, wie etwa Brot oder Fleisch. Es besteht die Gefahr, dass der Bissen in der Speiseröhre stecken bleiben (Bolusimpaktion). Etwa jede:r Zweite klagt außerdem über Brustschmerzen, auch Sodbrennen und Aufstoßen sind häufige Beschwerden.
Häufig haben die Betroffenen schon Strategien entwickelt, um diese zu umgehen: langes Kauen, reichliches Nachtrinken und Vermeiden bestimmter Nahrungsmittel wie Reis, Rohkost, Brot oder Fleisch. Danach kann gezielt in der Anamnese gefragt werden, um ein besseres Beschwerdebild erfassen zu können. Bleibt die EoE unbehandelt, nimmt der Speiseröhrendurchmesser durch fibrotische Veränderungen über die Jahre weiter ab.
Das Ziel einer Therapie ist die absolute Beschwerdefreiheit, es gibt verschiedene Therapieansätze, die in den Leitlinien festgehalten wurden.
Eliminationsdiäten
Eine Möglichkeit für die Patient:innen sind Eliminationsdiäten: Bei der strengsten Variante, der 6-Food-Eliminiationsdiät, wird auf sechs Lebensmittel verzichtet: Weizen, Milch, Eier, Soja, Nüsse, Fisch/Meeresfrüchte. Dadurch gelingt es etwa 70 Prozent der Betroffenen, beschwerdefrei zu sein. Allerdings bedarf es für diese Therapieoption einer sehr hohen Compliance, der Speiseplan ist stark eingeschränkt. Eine solche Diät bekämpft lediglich die Symptome der EoE, nicht aber die vorliegende Entzündung.
Allergietests sind als routinemäßige Alternative aufgrund mangelnder Aussagekraft laut der neuen Leitlinie nicht geeignet.
PPI
Häufig werden auch PPI zur Symptombehandlung eingesetzt, in klinischen Studien sprechen circa 30 bis 50 Prozent der Behandelten darauf an. Die Therapie ist allerdings nicht standardisiert, es liegen weder Langzeitstudien dazu vor, noch sind die PPI zur Behandlung einer EoE zugelassen.
Topisch wirksame Corticosteroide
Die meisten Studien zur lokalen Corticosteroid-Therapie wurden zu Budesonid oder Fluticason durchgeführt, in Deutschland ist bisher allerdings nur die orodispersible Budesonid-Tablette Jorveza zur Therapie von EoE zugelassen.
Bei der Anwendung von Jorveza müssen Patient:innen einige Besonderheiten beachten: Die Schmelztablette sollte nach einer Mahlzeit – morgens und abends – auf die Zungenspitze gelegt und an den Gaumen gedrückt werden, dort bleibt diese dann kleben. Innerhalb von zwei bis drei Minuten löst sich die Tablette auf, das Wirkstoff-Speichelgemisch wird durch Schlucken an den Wirkort transportiert. Die Kontaktzeit ist dadurch höher als bei anderen Darreichungsformen und das Arzneimittel wirkt direkt am Ort der Entzündung. Das Arzneimittel darf nicht zerkaut oder unaufgelöst geschluckt werden.
Die Patient:innen sollten mindestens 30 Minuten nach der Anwendung nicht essen, trinken oder Mundhygiene betreiben. Auch zu anderen Arzneimitteln, wie Lösungen zum Einnehmen, Sprays oder Kautabletten, sollte ein zeitlicher Abstand von mindestens einer halben Stunde nach der Jorveza-Gabe eingehalten werden.
Die Ösophageale Candidose wird als sehr häufige unerwünschte Arzneimittelwirkung beschrieben. Mit häufiger Wahrscheinlichkeit können Kopfschmerzen, Bluthochdruck oder orale Candidose als Nebenwirkungen auftreten. Die Behandlung einer Candidose kann, wenn nötig, topisch oder systemisch in Kombination mit Budesonid erfolgen.
Eine Re-Evaluation soll laut neuer Leitlinie nach acht bis zwölf Wochen erfolgen, unabhängig von der Art der Therapie. Bei Erfolg sollte sich danach aufgrund des chronischen Krankheitsbildes eine dauerhafte Erhaltungstherapie mit dem erfolgreichen Therapiekonzept anschließen. Deren Effektivität sollte im Abstand von ein bis zwei Jahren kontrolliert werden, da die Entzündungen häufig auch asymptomatisch verlaufen.