Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Entyvio bald als Fertigpen?

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Berlin -

Takeda hat vom Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) eine positive Stellungnahme für die subkutane Formulierung von Entyvio (Vedolizumab) erhalten. Der Wirkstoff ist bereits in einer anderen Darreichungsform für die Behandlung von Morbus Crohn (CD) und Colitis ulcerosa (UC) zugelassen.

Entyvio ist seit Mai 2014 für Patienten zugelassen, die an einer mittelschweren bis schweren Form von Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa erkrankt sind. Vedolizumab kommt infrage, wenn eine herkömmliche Behandlung, etwa mit einem Tumor-Nekrose-Faktor-a-Antagonisten, nicht vertragen wird oder die Beschwerden nicht ausreichend gelindert werden. Seit Juli 204 ist Entyvio in Deutschland als Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung in einer Stärke von 300 mg verfügbar. Nun könnte Takeda auch eine subkutane Formulierung – sowohl in Form einer Fertigspritze wie auch als Fertigpen – zur Verfügung stellen. Das Arzneimittel ist zur Erhaltungstherapie bei Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwer aktiver Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn geeignet.

Neue Formulierung für flexiblere Behandlungsoptionen

Im Falle einer Zulassung wäre Vedolizumab die einzige Erhaltungstherapie für UC oder CD mit intravenösen und subkutanen Formulierungen in der gesamten EU. „Die heutige positive CHMP-Meinung ist ein wichtiger Schritt vorwärts bei unserem Ziel, Patienten mit Colitis ulcerosa und Morbus Crohn mehr Möglichkeiten zu bieten“, sagte Adam Zaeske, Leiter der Geschäftseinheit GI Franchise, Europa und Kanada bei Takeda. „Colitis ulcerosa und Morbus Crohn sind lebenslange Krankheiten und es ist wichtig, dass die Patienten Behandlungsoptionen haben, die ihren unterschiedlichen Vorlieben und Lebensstilen entsprechen.“

Die „VISIBLE-Studien“

Das positive Votum basiert auf den „VISIBLE-Studien“, die Wirksamkeit und Sicherheit einer subkutanen Prüfformulierung von Vedolizumab als Erhaltungstherapie bei erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwer aktiver UC oder CD bewerten sollen. Das Programm besteht aus drei Phase-III-Studien mit über 1000 Patienten. Zwei der Studien sind randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studien, in denen der Anteil der Patienten untersucht wird, die in Woche 52 eine klinische Remission erreichen. Zudem gibt es eine offene Verlängerungsstudie zur Bestimmung der langfristigen Sicherheit und Wirksamkeit von Vedolizumab als subkutane Darreichungsform.

Vedolizumab: Ein selektiver Antikörper

Beim Wirkstoff Vedolizumab handelt es sich um ein darmselektives Biologikum, welches derzeit nur als intravenöse Formulierung zugelassen ist. Der humanisierte monoklonale Antikörper antagonisiert spezifisch das Alpha-4-beta-7-Integrin und hemmt somit die Bindung an das Adhäsionsmolekül der Darmschleimhaut. Das Integrin wird in einer Untergruppe zirkulierender weißer Blutkörperchen exprimiert. Es konnte gezeigt werden, dass diese Zellen eine Rolle bei der Vermittlung des Entzündungsprozesses bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn spielen.

Zu den Nebenwirkungen gehören vor allem Nasopharyngitis, Kopfschmerzen und Arthralgie. Häufig sind Bronchitis, verstopfte Nase, Husten, Infektionen der oberen Atemwege, Grippe, Sinusitis und Pharyngitis. Aber auch Gastroenteritis, Parästhesie, oropharyngeale Schmerzen, anale Abszesse, Analfissuren, Übelkeit, Verdauungsstörungen, Verstopfung, Blähungen, Hämorrhoiden, Hautausschlag, Juckreiz, Ekzem, Erythem, Nachtschweiß, Akne, Muskelkrämpfe, Rückenschmerzen, Muskelschwäche, Müdigkeit, Fieber und Hypertonie treten auf.

Das Krankheitsbild chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen

Anhaltender Durchfall und krampfartige Bauchschmerzen: Mehr als 400.000 Menschen in Deutschland leiden an Morbus Crohn, viele von ihnen bereits seit dem jungen Erwachsenenalter. Morbus Crohn gehört zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, deren Ursache unbekannt ist und die bislang weder durch Medikamente noch durch eine Operation geheilt werden können. Die Erkrankung verläuft in Schüben, in denen die Patienten oft Kortison benötigen, das aber die Entzündung nicht immer ausreichend dämpfen kann. Colitis ulcerosa ist neben Morbus Crohn die häufigste chronisch entzündliche Darmerkrankung. In Deutschland leiden etwa 150.000 Patienten unter den Beschwerden. Colitis ulcerosa ist eine geschwürige, chronische Entzündung des Dickdarms, die am Darmausgang beginnt und sich unterschiedlich weit im Dickdarm ausbreiten kann. Meistens beginnt sie zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr.

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