Die Darmflora spielt eine Rolle bei einer Form von schwerer Mangelernährung bei kleinen Kindern. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher nach einer Studie mit Zwillingspaaren in Afrika. Die Untersuchungen zeigen, dass die Zufuhr von Kalorien womöglich allein nicht ausreicht, um manche unterernährte Mädchen und Jungen wieder gesund zu machen. Die Studie mit 317 Zwillingspaaren aus dem südostafrikanischen Malawi wurde im US-Fachjournal „Science“ veröffentlicht.
Bei der Erkrankung handelt es sich um Kwashiorkor. Die betroffenen Kinder haben durch Wassereinlagerungen einen aufgeblähten Bauch und leiden an Leber- und Hautschäden sowie an Abmagerung. Die Ursache dafür sei noch nicht endgültig geklärt, schreiben Forscher der Washington Universität in St. Louis.
Das Team beobachtete die Kinder in den ersten drei Lebensjahren und entnahm ihnen regelmäßig Stuhlproben. Besonders konzentrierten sich die Wissenschaftler auf Zwillingspaare, bei denen ein Kind gut ernährt war, das zweite jedoch an akuter Mangelernährung litt. Das war bei 43 Prozent der Zwillingspaare der Fall. Die Forscher analysierten von insgesamt 22 Paaren die Stuhlproben mit genetischen Verfahren. Darunter waren auch neun Zwillingspaare, die gut ernährt waren. Bei den Analysen zeigten sich den Wissenschaftlern zufolge deutliche Unterschiede in der Darm-Mikrobiota, also der Gesamtheit der Mikroorganismen.
Zwillingspaare mit einem unterernährten Kind erhielten im Durchschnitt neun Wochen eine spezielle Erdnusspaste, die zur Standardtherapie gehört. Durch die Behandlung ähnelte sich die Zusammensetzung der Mikroben im Darm der Kinder später wieder. Wurde die Verabreichung dieser Erdnusspaste gestoppt, entstand bei dem kranken Kind jedoch wieder ein Muster wie zuvor.
Um mehr über diese Zusammenhänge zu verstehen, unternahmen die Wissenschaftler Versuche an Mäusen. Sie setzten den Tieren Darmbakterien ein, die von drei Zwillingspaaren stammten. Zwei von drei Mäusegruppen, die von einem Kwashiorkor-Kind Darmflora erhalten hatten, verloren Gewicht – allerdings nur, wenn sie für Malawi typische Nahrungsmittel erhielten. Sie bekamen eine Mischung aus Maismehl, Senfpflanzen, Tomaten und Zwiebeln.
Fraßen die Nager normales Mäusefutter, nahmen sie nicht ab. Mit Erdnusspaste als Nahrung nahmen alle Tiere zu. Wurde diese ersetzt, nahmen die „Kwashiorkor-Mäuse“ erneut ab. Die Forscher fanden auch Veränderungen in den Stoffwechselprodukten bei den Tieren.
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