„Verletzungen können nicht versorgt werden“

Engpass bei Ophthalmika: Wichtige OPs müssen verschoben werden

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Berlin -

Lieferengpässe betreffen aktuell nicht nur antibiotische Säfte sowie Fiebermittel. Auch bei wichtigen Arzneimitteln zur Anwendung am Auge ist es extrem knapp: „Es ist zwar nett und schön, dass es immer wieder um die Fiebersäfte der Kinder geht, aber es gibt neben den Psychopharmaka und Insulin-Analogika noch weitere sehr wichtige Arzneimittelgruppen, die in Deutschland komplett fehlen“, so Daniela Hänel, Apothekerin aus Zwickau. „Hat man im Moment eine Verletzung am Auge, ist die Gefahr größer, das Auge zu verlieren, als dass es vollumfänglich versorgt werden kann.“

Dass es momentan teilweise auch keine Arzneimittel zur Anwendung am Auge gibt, hat laut Hänel zur Folge, dass „Augen-Operationen verschoben oder nicht im vollem Umfang stattfinden“, so Hänel. „Ganz viele antibiotisch und antientzündlich wirksame Augentropfen und Augensalben zur Nachbehandlung gibt es schlicht nicht.“ Gestern habe sie noch Dexamytrex Kombipackung von einem ihrer Großhändler erhalten: „Alle anderen drei, bei denen ich angefragt hatte, hatten nichts.“

Beim Einbuchen der frisch gelieferten Ware sei über Securpharm ein Alarm ausgelöst worden: „Die Charge ist aufgrund eines Rückrufes gesperrt, hieß es. Der Hersteller war nicht erreichbar und es lag auch keine AMK-Meldung vor“, so Hänel. Über den Großhandel habe man dann erfahren, dass die „Chargensperrung erst kürzlich erfolgt ist“, der Grund sei jedoch unbekannt. Hänel ärgert sich über den „unheimlichen logistischen Aufwand“, der zudem nicht honoriert werde.

Timolol-Engpass

Es scheitere auch am Wirkstoff Timolol, so die Apothekerin. In Form von Augentropfen kommt der nichtselektiver Betablocker zur Behandlung von erhöhtem Augeninnendruck und grünem Star (Glaukom) zum Einsatz. Timolol wird systemisch aufgenommen. Aufgrund des Beta-Rezeptorblocker-Bestandteils können dieselben kardiovaskulären, pulmonalen oder anderen Nebenwirkungen wie unter systemischer Therapie mit Betablockern auftreten.

Sind Timolol-Augentropfen nicht lieferbar, besteht für Patient:innen Gefahr beim abrupten Absetzen der Therapie: Wie bei systemischen Betablockern sollte die Therapie schrittweise ausgeschlichen werden, da es ansonsten zu erheblichen Nebenwirkungen kommen kann. „Die einzige Möglichkeit für die Patient:innen besteht darin, von Apotheke zu Apotheke zu wandern. Denn selbst die großen Packungen mit drei oder vier Fläschchen sind nicht zu bekommen.“

Laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sind unter anderem folgende Arzneimittel für die Anwendung am Auge bis Ende 2023 nicht lieferbar:

  • Oxytetracyclin-Prednisolon-Augensalbe Jenapharm PZN 03524525
  • Prednisolon-Augensalbe Jenapharm PZN 03524548
  • Dexamethason-Augensalbe Jenapharm PZN 03524502
  • Prednifluid 10 mg/ml Augentropfensuspension PZN 10775794

Erst kürzlich gab es zudem einen Rückruf über Gentamicinhaltige Augensalben und -tropfen in verschiedenen Chargen. Ursache ist eine mögliche Verunreinigung des Wirkstoffes.

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