Off-label-use

Endophthalmitis nach Avastin

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Nach der nicht zugelassenen Anwendung des Krebstherapeutikums Avastin (Bevacizumab) zur Behandlung der altersabhängigen Makula-Degeneration (AMD) sind bei mehreren Patienten schwere Augenentzündungen aufgetreten. Wie der Hersteller Roche in einem Rote-Hand-Brief mitteilt, wurde der Konzern bereits im November auf unerwünschte Ereignisse aufmerksam gemacht.

Roche berichtet über 25 Spontan-Berichte, die zwei Zentren in Kanada gemeldet hatten: Die Symptome, die nach der Applikation des Mittels in den Glaskörper auftraten, waren Augenirritationen, Lichtüberempfindlichkeit sowie verschwommenes Sehen, verbunden mit leichten bis mittelschweren Reaktionen der vorderen und hinteren Augenkammer. In keinem der Fälle wurde Roche zufolge eine infektiöse Entzündung festgestellt.

Roche erklärte, Herstellungsmethoden, Galenik und Dosierungen von Avastin seien speziell für die Anwendung in der Onkologie entwickelt. Für den Einsatz in der Ophthalmologie habe der Konzern weder Untersuchungen durchgeführt noch die Zulassung beantragt. Das Aufteilen des Inhalts der zur einmaligen Anwendung bestimmten Durchstechflachen auf mehrere Einzeldosen für die intraokulare Applikation könne zu einer Kontamination des Produktes führen, hieß es.

Bevacizumab ist ein monoklonaler Antikörper, der gegen den Gefäßwachstumsfaktor VEGF gerichtet ist. Zugelassen ist Avastin für die intravenöse Anwendung im Rahmen einer Zytostatika-Behandlung, unter anderem in Kombination mit einer Chemotherapie bei Darmkrebs.

Bei der feuchten Form der AMD bilden sich unter der Netzhaut flächige Gefäßmembranen aus, deren Wachstum durch Bevacizumab gehemmt werden kann. Da Avastin wesentlich günstiger ist als das bei dieser Indikation zugelassene Lucentis (Ranibizumab) von Novartis, wird es im Off-Label-Use zur Behandlung der AMD eingesetzt. Im Juli vergangenen Jahres hatte das Düsseldorfer Sozialgericht diese Praxis angesichts von Einsparungen von bis zu 1,4 Milliarden Euro für rechtmäßig erklärt. Eine Behandlung kostet mit Avastin 600 Euro, mit Lucentis fast 15.000 Euro.

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