Endometriose ist weit mehr als „nur“ eine Erkrankung der Gebärmutterschleimhaut. Betroffene Frauen leiden unter massiven Einschränkungen der Lebensqualität, eine Heilung ist nur in Einzelfällen möglich. Forscher:innen aus Japan haben nun einen möglichen Zusammenhang mit Fusobakterien hergestellt, der neue Therapieoptionen in den Fokus rücken könnte.
Rund 40.000 Frauen in Deutschland erhalten jedes Jahr die Diagnose Endometriose. Die Erkrankung ist gekennzeichnet durch starke Schmerzen – vor allem im Bereich des Unterleibs. Es kommt dazu, dass Gebärmutterschleimhaut-ähnliches Gewebe außerhalb des Uterus wuchert, welches den natürlichen Hormonschwankungen unterliegt und deshalb immer wieder zu Problemen führen kann.
Wissenschaftler:innen aus Japan haben nun einen Zusammenhang der Erkrankung mit sogenannten „Fusobakterien“ entdeckt: Sie konnten bei Frauen mit Endometriose deutlich häufiger in der Schleimhaut nachgewiesen werden, als bei solchen ohne die Erkrankung. Im Labor konnte zudem festgestellt werden, dass eine Besiedlung mit dem Erreger zu einer Aktivierung von bestimmten Wachstumsfaktoren führte, welche mit einer Umwandlung von inaktiven Fibroblasten in spezielle Myofibroblasten zur Folge hatte. Diese spezifischen Zellen konnten sich weiter ausbreiten und vermehren.
Im Tierversuch konnte eine deutliche Zunahme von Endometrioseherden unter den Fusobakterien verzeichnet werden. Diese konnten mit den antibiotischen Wirkstoffen Metronidazol und Chlormaphenicol behandelt werden, sodass die Herde schrumpften und eine weitere Ausbreitung verhindert wurde. Die Therapie mit Antibiotika könnte demnach bei einer vorliegenden Infektion mit Fusobakterien bei einer bestehenden Endometriose wirksam sein. Damit könnte die Antibiotikatherapie als möglicher neuer Behandlungsansatz in Frage kommen. Inwiefern sich die Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen, muss weiter erforscht werden.
Als Endometriose wird das Vorkommen von strukturähnlichem Gewebe außerhalb der Gebärmutterhöhle bezeichnet. Das ektope (nicht am physiologischen Ort befindliche) Gewebe ist genau wie das Endometrium der Gebärmutterhöhle abhängig von den Hormonwirkungen des weiblichen Zyklus.
Die Behandlung richtet sich nach der Intensität der Beschwerden. Sind die Schmerzen erträglich und besteht kein Kinderwunsch, so muss eine Endometriose nicht zwangsläufig behandelt werden. Frauen mit Kinderwunsch wird eine Therapie empfohlen.
Die Einnahme von Gelbkörperhormonen kann die Regelblutung abschwächen und dadurch die Entzündungsherde zu einem gewissen Grad ruhigstellen. Der aktuelle Stand der Wissenschaft bestätigt, dass eine orale Hormoneinnahme die Gebärfähigkeit nicht verbessert. Arzneistoffe wie Dienogest können lediglich die Schmerzen und Blutungen lindern.
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