Behandlung ohne Operation

Endometriose: Hoffnung auf neues Medikament

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Berlin -

In Tierversuchen schnitt der neue Wirkstoffkandidat bereits gut ab: Dichloracetat soll Linderung bei Endometriose verschaffen. Es wäre die erste Therapie, die ohne Hormone und chirurgischen Eingriff angewendet werden kann.

Die Substanz Dichloressigsäure (DCA) könnte bei der schmerzhaften Erkrankung Endometriose die bisherigen Therapieansätze deutlich verbessern. In Labor- und Tierstudien überzeugte DCA bereits, und es konnte festgestellt werden, dass die Substanz die Produktion von Laktat durch bestimmte Zellen in der Beckenwand verringert.

Frauen mit Endometriose produzieren in diesen Zellen größere Mengen an Laktat. Innerhalb einer Endometriose kann das Laktat Studien zufolge das Wachstum von Gewebe außerhalb der Gebärmutter begünstigen. Dabei verhält sich dieses Gewebe wie die Gebärmutterschleimhaut: Es verdickt sich, bricht zusammen und blutet mit jedem Menstruationszyklus, was zu Entzündungen, Schmerzen und Narbenbildung führt. In Experimenten an Mäusen zeigte sich, dass durch DCA-Gabe die Größe der Endometriose-Herde und die damit einhergehenden Beschwerden positiv beeinflusst wurden.

Nach den vielversprechenden Labor- und Tierstudien soll nun laut Forscher:innen an der Universität Edinburgh eine klinische Studie an 100 Patientinnen folgen. Im Rahmen der im kommenden Herbst beginnenden Erhebung, soll festgestellt werden, wie wirksam DCA zur Linderung von Schmerzen und anderen Endometriose-Symptomen auch im Menschen ist.

In Deutschland gehen Expert:innen aktuell von etwa 2 Millionen betroffenen Frauen und 40.000 Neuerkrankungen pro Jahr aus. Nicht alle Frauen können oder wollen von konventionellen Therapien der Endometriose profitieren.

Derzeit mögliche Optionen:

  • Behandlung mit Schmerzmitteln
  • Hormontherapien
  • Chirurgische Eingriffe

Hormonelle Behandlungen kommen für viele Frauen aus gesundheitlichen Gründen nicht infrage, oder weil ein Kinderwunsch besteht. Chirurgische Entfernungen des Gewebes sind mit Risiken verbunden und nicht immer dauerhaft, da das Gewebe erneut wuchern kann.

Stellt DCA den längst überfälligen Fortschritt dar?

Studienleiterin Dr. Lucy Whitaker, klinische Dozentin für Geburtshilfe und Gynäkologie an der Universität von Edinburgh, äußert sich optimistisch: „Unsere bisherigen Untersuchungen zeigen vielversprechende Ergebnisse, dass DCA einen großen Unterschied machen kann.“ Seit etwa 40 Jahren gab es keine Therapieerneuerungen. „Ich hoffe, dass unsere neue Studie dies bestätigt und den Frauen Hoffnung gibt, dass neue Behandlungen und eine bessere Lebensqualität kommen werden.“ Bisher seien in einer ersten Pilotstudie mit 30 Patientinnen nur leichte Nebenwirkungen wie anfängliche Magenverstimmungen und Fingerkribbeln aufgetreten, so Whitaker. „Wir wissen, dass Frauen mit Endometriose dringend mehr Behandlungsmöglichkeiten und bessere Möglichkeiten zur Bewältigung der oft schwächenden Schmerzen wünschen“, so die Dozentin.

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