In den USA wurden in den vergangen Wochen gleich zwei neue Antiadiposita zugelassen. Mit dem Serotonin-Agonisten Belviq (Lorcaserin) können adipöse Patienten seit Ende Juni behandelt werden. Im Juli wurde Qsymia (Phentermin/Topiramat) zugelassen. Die Produkte der Hersteller Arena beziehungsweise Vivus können ab einem Body Mass Index (BMI) von 30 eingesetzt werden.
Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) geht davon aus, dass diese Mittel auch in Europa zugelassen werden. Die Wirkung der neuen Mittel sei aber begrenzt. Daher empfehlen die Endokrinologen, zunächst weitere Daten zur Wirkung und zu Nebenwirkungen abzuwarten.
Die DGE weist darauf hin, dass in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Appetitzügler wegen erheblicher Nebenwirkungen vom Markt genommen werden mussten. So hatte die EU-Kommission im Oktober 2008 entschieden, die Zulassung von Acomplia (Rimonabant) ruhen zu lassen. Das Präparat des Pharmakonzerns Sanofi hatte schwere psychische Krisen bis hin zu Selbstmordgedanken bei einigen Patienten ausgelöst.
Auch das Abbott-Präparat Reductil (Sibutramin) wird seit 2010 nicht mehr eingesetzt. Derzeit sind in Deutschland nur noch die beiden Orlistat-haltigen Mittel Alli (GSK) und Xenical ( Roche) auf dem Markt. Auch diese standen unter Verdacht, Leberschäden zu verursachen.
Auch die Nebenwirkungen sollen der DGE zufolge nicht außer acht gelassen werden: Qsymia beschleunigt zum Beispiel den Herzschlag. Wenn es Frauen trotz strenger Kontraindikation während der Schwangerschaft einnehmen, besteht zudem für das ungeborene Kind ein Risiko für Lippen- oder Gaumenspalte. Belviq hat laut DGE in Tierversuchen Krebs ausgelöst. In den klinischen Studien wurde dieser Zusammenhang allerdings nicht bestätigt.
„Bei den ersten Medikamenten dieser Art, die jetzt nicht mehr erhältlich sind, traten die Risiken erst zutage, als diese schon längere Zeit auf dem Markt waren“, warnt DGE-Sprecher Professor Dr. Helmut Schatz: „Deshalb ist bei neuen Medikamenten zur Gewichtsreduktion Vorsicht geboten.“
Ein mahnendes Beispiel sei das Präparat Mediator (Benfluorex) des Pharmakonzerns Servier: Obwohl die Risiken bekannt waren, war es in Frankreich bis 2009 zugelassen. Studien zufolge sind insgesamt 1300 Menschen, die mit dem Präparat behandelt wurden, an Herzklappenfehlern gestorben. Außerdem mussten seit 1976 3100 Patienten stationär behandelt werden. Im Mai 2012 begann in Frankreich ein Prozess gegen den Hersteller.
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