Erwachsene in Europa und Nordamerika decken 30 bis 60 Prozent ihres Tagesbedarfs an Kalorien durch hochverarbeitete Lebensmittel. Dass daraus Fettleibigkeit sowie Diabetes resultieren können, ist bekannt: Der Fett- und Zuckergehalt spielt dabei eine Schlüsselrolle. Eine aktuelle Studie belegt nun, dass auch die in „Convenience Food“ enthaltenen Emulgatoren signifikant zur Erhöhung des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen können.
Menschen, die häufig Fast Food konsumieren, haben ein erhöhtes Risiko für Übergewicht, Diabetes Typ 2, Bluthochdruck, Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die hochverarbeiteten Schnellgerichte weisen häufig eine hohe Kaloriendichte auf, liefern aber wenig satt machende Ballaststoffe. Der wenig gesundheitsfördernde Effekt ist hinlänglich bekannt. Eine aktuelle Studie unter Beteiligung von Wissenschaftler:innen der Université Paris Cité untersuchte die Zusammenhänge zwischen der Aufnahme von Lebensmittelzusatzstoffen, insbesondere Emulgatoren, und dem Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen.
In der Lebensmittelindustrie sind Emulgatoren der Garant dafür, dass das Aussehen, der Geschmack, die Konsistenz und die Haltbarkeit von Lebensmitteln den Anforderungen entspricht. In der EU sind derzeit etwa 60 Zusatzstoffe der Kategorie „Emulgatoren, Stabilisatoren, Verdickungs- und Geliermittel“ zugelassen. „Insbesondere Emulgatoren gehören aufgrund ihrer emulgierenden und verdickenden Eigenschaften, die die Textur verbessern und die Haltbarkeit verlängern, zu den am häufigsten verwendeten Zusatzstoffen in industriellen Lebensmitteln. Beispiele für solche Emulgatoren sind Zellulosen, Mono- und Diglyceride von Fettsäuren, modifizierte Stärken, Lecithine, Carrageen, Phosphate, Gummi und Pektine“, so Laury Sellem, Erstautorin der Studie.
Zwar wird die Sicherheit von Emulgatoren regelmäßig auf der Grundlage der verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse bewertet, jedoch lassen neuere Forschungsarbeiten vermuten, dass häufig konsumierte Emulgatoren das Gleichgewicht des Darmmikrobioms stören können. Auch die Entzündungswerte seien laut Studienergebnissen gestiegen, was nach Ansicht des Teams um Sellem zu einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse beitragen könne.
Um den Zusammenhang zwischen diesen Emulgatoren und Herz-Kreislauf-Krankheiten zu untersuchen, wurden die Daten von insgesamt 95.442 erwachsenen Proband:innen analysiert. Die Teilnehmer:innen wiesen zum Studienbeginn keinerlei Herzkrankheiten auf. Zwischen 2009 und 2021 waren sie zudem Teil der NutriNet-Santé-Kohortenstudie. 79 Prozent der Teilnehmenden waren Frauen, die durchschnittlich 43 Jahre alt waren.
Um den Gehalt an konsumierten Lebensmittelzusatzstoffen zu ermitteln, mussten die Teilnehmenden während des Studienzeitraumes verschiedene 24-Stunden-Online-Ernährungsprotokolle ausfüllen. Zusätzlich wurden Labortests durchgeführt und jegliche kardiovaskulären Erkrankungen mussten gemeldet werden.
„Nach einer durchschnittlichen medizinischen Nachbeobachtungszeit von sieben Jahren zeigte sich, dass es eine positive Verbindung zwischen einer höheren Aufnahme von Emulgatoren und einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere koronare Herzkrankheiten gibt“, so die Wissenschaftler:innen. Besonders kritisch sei die Aufnahme von folgenden Emulgatoren:
„Es gab keine Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen den anderen untersuchten Emulgatoren und einem der kardiovaskulären Endpunkte“, so die Forscher:innen. „Die Ergebnisse sind besonders besorgniserregend, da es Tausende von stark verarbeiteten Lebensmittel mit entsprechenden Emulgatoren auf dem Markt gibt.“ Der Konsum könne weitreichende Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit haben. „Letztendlich könnten die Studienergebnisse sogar zu einer Neubewertung der Vorschriften über die Verwendung von Lebensmittelzusatzstoffen in der Lebensmittelindustrie führen“, so das Forschungsteam.
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