Novartis könnte bald ein neues Präparat gegen Lungenkrebs auf den Markt bringen: Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) empfiehlt Zykadia (Ceritinib) für die Zulassung. Die Hartkapseln sind indiziert zur Behandlung des anaplastischen Lymphom-Kinase-positiven (ALK) fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC) bei Erwachsenen, wenn die Crizotinib-Behandlung entweder nicht vertragen wird oder die Krankheit trotz Behandlung fortgeschritten ist.
Ceritinib ist ein Proteinkinase-Hemmer. In Phase-I-Studien sprachen 56 Prozent der Patienten auf das Präparat an, in Phase-II-Studien waren es 37 Prozent, jeweils für 8,3 beziehungsweise 9,2 Monate.
Die häufigsten Nebenwirkungen waren Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, Leber-Laboranomalien, Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Verstopfung, Hautausschlag, erhöhtes Kreatinin im Blut, Speiseröhrenerkrankung und Anämie. Die schwerwiegendsten Nebenwirkungen sind Hepatotoxizität, Magen-Darm-Effekte, QT-Intervall-Verlängerung, Bradykardie, interstitielle Lungenerkrankung/Pneumonitis und Hyperglykämie.
Laut EMA soll die Zulassung an Bedingungen geknüpft sein, da es bislang noch wenige Daten zu dem Präparat gibt. Der Nutzen für die öffentliche Gesundheit bei sofortiger Verfügbarkeit wiege dennoch schwerer. Novartis soll umfassende klinische Daten nachreichen.
Das positive Votum der EMA erhielt auch Jinarc (Tolvaptan) von Otsuka. Das Präparat ist indiziert zur Behandlung von chronischer Niereninsuffizienz im Stadium 1 bis 3 bei Erwachsenen, wenn nachgewiesen ist, dass die Krankheit schnell fortschreitet. Tolvaptan verlangsamt die Progression der Zysten-Entwicklung und Niereninsuffizienz bei der autosomal dominanten polyzystischen Nierenerkrankung (ADPKD).
Tolvaptan ist ein Vasopressin-Antagonist, der den intrazellulären cAMP-Spiegel verringert und so die Proliferation von Zysten bei ADPKD reduziert. Die Tabletten gibt es in den Stärken 15 mg, 30 mg, 45 mg, 60 mg und 90 mg. Im August 2013 hatte der Hersteller Jinarc als „Orphan drug“ zur Zulassungeingereicht.
Die zentrale Studie zeigte, dass die Erhöhung der Rate des Gesamtnierenvolumens (TKV) über drei Jahre signifikant geringer war als bei der Einnahme von Placebo – 2,8 Prozent pro Jahr versus 5,5 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Nierenfunktion verschlechterte, war 61 Prozent geringer als unter Placebo. Das gegenseitige Serum-Kreatinin wurde während der Behandlung um 25 Prozent reduziert. Zudem verlangsamte sich unter Tolvaptan der Rückgang der Nierenfunktion um 32 Prozent im Vergleich zu Placebo, was wiederum relevante Auswirkungen auf den Rückgang der Nierenfunktion hatte.
Die häufigsten Nebenwirkungen waren Durst, Polyurie, Nykturie, Pollakisurie. Zudem traten diosynkratische Erhöhungen der Alanin-Aminotransferase auf sowie Aspartat-Aminotransferase (ALT und AST) mit seltenen Fällen von gleichzeitigen Erhöhungen des Gesamt-Bilirubin (BT) auf.
Zugelassen werden soll laut EMA auch Ristempa (Pegfilgrastim) von Amgen zur Behandlung von Neutropenie. Die Injektionslösung ist indiziert zur Reduktion der Dauer von Neutropenien und der Häufigkeit neutropenischen Fiebers bei erwachsenen Patienten, die mit Chemotherapie behandelt werden gegen Malignität – mit Ausnahme der chronisch-myeloischen Leukämie und des myelodysplastischem Syndroms.
Pegfilgrastim ist ein Immunstimulanz (L03AA13) der Klasse der hämatopoetischen Wachstumsfaktoren – ein Granulozyten-Kolonie stimulierender Faktor (G-CSF), der die Produktion und Differenzierung reifer und funktionell aktiver Neutrophilen aus Knochenmark-Vorläuferzellen anregt.
Die häufigsten Nebenwirkungen sind Knochen- und Muskelschmerzen, Kopfschmerzen und Übelkeit. Mit Neulasta hat Amgen bereits ein Pegfilgrastim-Präparat auf dem deutschen Markt – der Patentschutz läuft im August diesen Jahres ab.
Zudem gibt es einige Indikationsausweitungen: Adenuric (Febuxostat) von Menarini ist indiziert zur Behandlung der chronischen Hyperurikämie. Künftig soll es auch für die Prävention und Therapie bei Erwachsenen infrage kommen, die mit einer Chemotherapie für hämatologische Malignome behandelt werden und ein mittleres bis hohen Risiko des Tumorlyse-Syndroms (TLS) haben.
Avastin (Bevacizumab) von Roche ist künftig indiziert für die Behandlung des anhaltenden, wiederkehrenden oder metastasierten Zervixkarzinoms bei erwachsenen Patienten, die keine Platin-basierte Therapie erhalten können. Die Therapie wird kombiniert mit Paclitaxel und Cisplatin oder alternativ mit Paclitaxel und Topotecan. Avastin wird bislang nur zur Behandlung des Kolonkarzinoms, des Mammakarzinoms, des Bronchialkarzinoms, des Nierenzellkarzinoms und des Ovarialkarzinoms eingesetzt.
Soliris (Eculizumab) von Alexion wird bislang bei erwachsenen und Kindern bei paroxysmaler nächtlicher Hämoglobinurie (PNH) angewendet. Der klinische Nutzen für PNH konnte nachgewiesen werden unabhängig von Transfusionsgeschichte des Patienten. Bislang war der Nachweis des klinischen Nutzen auf Patienten beschränkt, die eine Transfusionsgeschichte haben. Jetzt gilt der Nachweis bei Patienten mit Hämolyse mit klinischen Symptomen und Hinweis auf hohe Krankheitsaktivität, unabhängig von der Transfusiongeschichte. Laut EMA-Empfehlung soll es zudem beim atypisch hämolytisch-urämischen Syndrom (aHUS) eingesetzt werden.
Humira (Adalimumab) von Abbott ist indiziert zur Behandlung von Psoriasis-Arthritis, rheumatoider Arthritis, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Laut EMA-Empfehlung kann das Präparat künftig auch zur Behandlung von schwerer chronischer Plaque-Psoriasis bei Kindern ab vier Jahren eingesetzt werden, die unzureichend angesprochen haben oder ungeeignet sind für die topische Therapie und Phototherapien.
Das HIV-Medikament Sustiva (Efavirenz) von Bristol Myers Squibb (BMS) soll künftig auch für Kinder ab drei Monaten mit einem Gewicht von mindestens 3,5 kg zugelassen werden.
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