EMA: Weniger Medikamente hamstern, bessere Überwachung Cynthia Möthrath, 03.08.2022 12:12 Uhr
Lieferengpässe sind nicht nur nervenaufreibend, sie können je nach Wirkstoff und bei mangelnden Alternativen auch gesundheitsgefährdend sein. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat kürzlich einen Leitfaden zur Verhinderung und Bewältigung von Engpässen bei Humanarzneimitteln veröffentlicht. Dieser richtet sich vor allem an Patient:innen – aber auch an Vertreter:innen der Gesundheitsberufe.
Die Gründe für Lieferengpässe bei Arzneimitteln sind vielfältig. Die EMA gibt dafür verschiedene Faktoren an: Neben Herstellungsproblemen, die zu Verzögerungen oder Unterbrechungen in der Produktion führen, lägen vor allem auch Rohstoffmangel und eine erhöhte Nachfrage nach bestimmten Arzneimitteln zugrunde. Als weitere Gründe gibt die Behörde Verteilungsprobleme, Arbeitsunterbrechungen und Naturkatastrophen an.
Wie kann Lieferengpässen vorgebeugt werden?
Der veröffentlichte Leitfaden nimmt vor allem Patient:innen und Angehörige der Gesundheitsberufe ins Visier. So sollen unter anderem Beobachtungsstellen in Zusammenarbeit mit nationalen Behörden eingerichtet und spezielle Register essenzieller und kritischer Arzneimittel entwickelt werden. Eine weitere Empfehlung sind EU-weite Kampagnen, die das Bewusstsein für Lieferengpässe bei Arzneimitteln schärfen sollen. Neben dem Leitfaden wurde auch ein Infosheet veröffentlicht, mit welchem die EMA weitere Empfehlungen für Organisationen der Gesundheitsberufe gibt.
Was Angehörige der Gesundheitsberufe tun können, um Arzneimittel-Engpässen vorzubeugen:
- Zusammenarbeit mit den nationalen Behörden, um sicherzustellen, dass Melde-, elektronische Verschreibungs- und Warnsysteme miteinander verbunden sind, um die Arbeitsbelastung zu minimieren und den Informationsfluss zu optimieren.
- Förderung der Transparenz in den Lieferketten, damit Apotheker:innen alternative Lieferanten leichter identifizieren können.
- Mit Gesundheitsbehörden zusammenarbeiten, um bei Bedarf Maßnahmen zur Vermeidung von Medikamentenvorräten zu ergreifen.
- Kontakt mit Gesundheitsbehörden aufnehmen, um Leitlinien zu dosissparenden Maßnahmen herauszugeben.
- Ermutigen Sie Angehörige der Gesundheitsberufe, Risikobewertungen für Arzneimittelknappheit für Arzneimittel mit hoher klinischer Wirkung durchzuführen.
Außerdem hat die EMA eine spezielle Infodatei für Patient:innen veröffentlicht, welche Tipps zur Vermeidung von Arzneimittel-Lieferengpässen gibt:
- Ärzt:innen sowie Apotheker:innen sollen nicht um mehr Arzneimittel gebeten werden, als benötigt.
- Ärzt:innen sollen nach Informationen zu möglichen alternativen Arzneimitteln befragt werden.
- Patient:innen sollen sich regelmäßig nach möglichen Engpässen erkundigen.