Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat ein neuartiges Antibiotikum zur Zulassung empfohlen: Zavicefta enthält das generische β-Lactam-Antibiotikum Ceftazidim in Kombination mit dem β-Lactamase-Hemmer Avibactam. Das Präparat wurde von AstraZeneca und Allergan entwickelt und soll als Reserve bei resistenten Keimen eingesetzt werden.
Die Fixkombination kommt als Trockenpulver zur Zubereitung einer Infusionslösung auf den Markt und enthält 2000 mg Ceftazidim und 500 mg Avibactam. Der Inhibitor hemmt verschiedene β-Lactamasen der Klassen A, C und D und verhindert so die Hydrolyse des Antibiotikums in vielen Carbapenem-resistenten Enterobakterien.
Zugelassen werden soll Zavicefta für die Behandlung von Erwachsenen mit komplizierten intraabdominellen Infektionen (cIAI) oder Harnwegsinfektionen (cUTI) einschließlich Pyelonephritis sowie im Krankenhaus erworbene Pneumonie (HAP) einschließlich ventilatorassoziierte Pneumonie (VAP). Außerdem ist der Einsatz bei Infektionen mit aeroben gramnegativen Keimen bei Erwachsenen möglich, wenn andere Behandlungsoptionen eingeschränkt sind.
Wirksamkeit und Sicherheit wurden in mehreren klinischen Studien nachgewiesen, einschließlich drei Phase-III-Studien zu cIAI, Phase-II- und Phase-III-Studien zu cUTI und Daten aus Phase-I für HAP/VAP. In einer weiteren Phase-III-Studie wurde Zavicefta bei Ceftazidim-resistenten cUTI und cIAI mit der besten verfügbaren Therapie verglichen. Als Nebenwirkungen traten positiver Coombs-Test (Nachweis von Antikörpern gegen Erythrozyten), Übelkeit und Durchfall auf. Zavicefta wird weltweit durch AstraZeneca vertrieben; in Nordamerika hat Allergan die Rechte.
In den USA ist die Kombination unter dem Handelsnamen Avycaz bereits seit einem Jahr zugelassen. Vor Kurzem hatte die Zulassungsbehörde FDA außerdem eine Schnellprüfung für ein weiteres β-Lactam-Antibiotikum in Kombination mit β-Lactamase-Hemmer bewilligt: The Medicines Company will Meropenem/Vaborbactam bei cUTI einsetzen.
Die bekanntesten Kombinationen aus β-Lactam-Antibiotikum und β-Lactamase-Hemmer sind Amoxicillin/Clavulansäure und Ampicillin/Sulbactam. Vorteil der Kombination ist das erweiterte Wirkspektrum: Auch Moraxella, Klebsiella, Staphylococcus aureus und anaerobie Keime werden erfasst, genauso wie die
gelegentlich auftretenden Betalactamase-positiven Haemophilus-Spezies. Auch amoxicillinresistente E. coli sind zum großen Teil empfindlich gegenüber. Als Nebenwirkung treten vermehrt gastrointestinale Störungen auf.
Laut Arzneiverordnungsreport wurden 2014 von der Kombination 96 Millionen Tagestherapiedosen (DDD) verordnet, verglichen mit 86,8 Millionen DDD der reinen β-Lactam-Antibiotika. Tetrazykline und Makrolide kommen auf 53 beziehungsweise 45 Millionen DDD. Die Kombination Tazobactam/Piperacillin wird nur parenteral eingesetzt.
APOTHEKE ADHOC Debatte