Dermatitis als Nebenwirkung

Ekzeme durch Calciumantagonisten

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Berlin -

Dass Diuretika ein erhöhtes Risiko für eine ekzematöse Dermatitis bergen, ist bekannt. In der National Library of Medicine (NIH) veröffentlichte Studienergebnisse zeigen nun, dass auch unter einer Behandlung mit Calciumantagonisten eine ekzematöse Dermatitis verstärkt auftreten kann.

Calciumantagonisten werden zur Behandlung der arteriellen Hypertonie und der koronaren Herzkrankheit (KHK) eingesetzt. Wirkstoffe wie Amlodipin und Lercanidipin sind nach den Angiotensinhemmern die zweitgrößte kardiovaskulär genutzte Stoffgruppe.

Unterteilt wird in drei Gruppen:

Zu den Dihydropyridinen gehören unter anderem Amlodipin, Felodipin, Lercanidipin, Nifedipin und Nitrendipin. Die Arzneistoffe beeinflussen selektiv die Blutgefäße und haben auf die Erregungsleitung am Herzen und die Kontraktilität keinen Einfluss. Den Wirkstoffen werden gefäßerweiternde, blutdrucksenkende und antianginöse Eigenschaften zugesprochen. Die Substanzen senken die Nachlast und fördern die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels.

Calciumkanalblocker vom Verapamil-Typ (Phenylalkylaminderivate) werden zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen, der koronaren Herzkrankheit und Bluthochdruck eingesetzt. Diese Vertreter senken den Blutdruck und verlangsamen den Herzschlag.

Die dritte Gruppe gehört zum Diltiazem-Typ (Benzothiazepine) und wird zur Behandlung von Bluthochdruck, Angina pectoris oder Herzrhythmusstörungen sowie Vorhofflimmern angewendet.

Zu den unerwünschten Arzneimittelwirkungen der Calciumantagonisten gehören Blutdruckabfall, Kopfschmerzen, Flush oder Herzklopfen. Wie eine aktuelle Studie zeigt, kann auch eine ekzematöse Dermatitis als Nebenwirkung auftreten.

Risiko ekzematöse Dermatitis

Ein Forscherteam hat Daten von 1,5 Millionen Menschen aus Großbritannien ausgewertet, die zwischen 1994 und 2015 in einer am „Health Improvement Network“ teilnehmenden Hausarztpraxen behandelt wurden. Das Team wertete Daten von Personen ab einem Alter von 60 Jahren aus, die einen Blutdrucksenker erhielten und bei denen die Erstdiagnose ekzematöse Dermatitis gestellt wurde.

Die Ergebnisse: Die Gesamtprävalenz einer ekzematösen Dermatitis betrug rund 7 Prozent. Dabei betrug die mediane Nachbeobachtungsdauer sechs Jahre. Die Inzidenz einer ekzematöser Dermatitis war bei Teilnehmenden, die blutdrucksenkende Medikamente erhielten, höher als bei denen, die keine erhielten (12 vs. 9 von 1000 Personenjahren der Nachbeobachtung).

Risikomodelle ergaben, dass Teilnehmer:innen, die mit Antihypertensiva behandelt wurden, ein um 29 Prozent erhöhtes Risiko für ekzematöse Dermatitis hatten. Betrachtet man die einzelnen Substanzklassen, wurde das größte Risiko bei Diuretika und Calciumkanalblockern festgestellt. Bei ACE-Hemmern und Betablockern gab es dagegen nur ein geringes Risiko für eine ekzematöse Dermatitis.

Jetzt sind weitere Studien nötig, um die zugrundeliegenden Mechanismen zu verstehen und die Behandlung der Betroffenen steuern zu können, so die Forschenden.

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