Mangel trotz ausreichender Zufuhr

Eisenmangel: Welche Rolle spielt der Darm?

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Berlin -

Ein Eisenmangel tritt bei bestimmten Patientengruppen gehäuft auf. Manchmal kommt es dabei trotz einer ausreichenden Zufuhr des Mikronährstoffs zu einer Unterversorgung. Woran kann das liegen? Ein Team der MedUni Wien hat nun herausgefunden, dass bestimmte Immunzellen im Darm eine wichtige Rolle spielen könnten.

Die Eisenversorgung des Organismus basiert auf einem komplexen Zusammenspiel. Verschiedene Blutwerte wie der Hämoglobinwert oder das Ferritin können Aufschluss über die Versorgung geben. Rund 30 Prozent der Weltbevölkerung leiden an einem Eisenmangel. Besonders häufig sind Frauen betroffen. Als Ursache gelten beispielsweise starke Blutungen aufgrund der Menstruation oder auch eine Schwangerschaft, bei der das Blutvolumen stark ansteigt und der Fetus mitversorgt werden muss. Manchmal ist die Versorgung über die Nahrung eigentlich ausreichend – dennoch sind die Blutwerte zu niedrig.

Immunzellen im Darm nehmen Einfluss auf Eisenaufnahme

Ein Team der MedUni Wien hat nun herausgefunden, dass eine Fehl- oder Überfunktion bestimmter Immunzellen im Darm eine wichtige Rolle bei der Eisenaufnahme spielt. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Blood“ vorgestellt. Dem Team zufolge könnten sie einen neuen Behandlungsansatz liefern. „Für einen ausgeglichenen Eisenstoffwechsel müssen täglich zirka ein bis zwei Milligramm des Spurenelements über die Nahrung zugeführt und schließlich im Zwölffingerdarm (Duodenum) aufgenommen werden“, erklären die Wissenschaftler:innen. Dabei werde die Aufnahme von Eisen in diesem Darmabschnitt durch bestimmte Makrophagen kontrolliert. Eine Aktivierung der Makrophagen im Zwölffingerdarm führt demnach zu einem Stopp der Eisenverfügbarkeit im Körper.

„Wir konnten feststellen, dass die Makrophagen im Duodenum das Eisentransportmolekül Transferrin gleichsam wegfressen. Somit bleibt das Eisen in den Darmzellen und kann nicht mehr in den Blutkreislauf gelangen“, erläutert Erstautorin Nyamdelger Sukhbaatar. So verändere sich die Transferrinmenge im Darm beispielsweise auch beim Fasten oder bei Darminfektionen. „Damit stellen unsere Erkenntnisse einen echten Paradigmenwechsel dar, wurde doch bisher davon ausgegangen, dass Transferrin überall im Körper immer gleichmäßig vorhanden ist und bei der Eisenregulation eigentlich keine Rolle spielt“, so Studienleiter Thomas Weichhart.

Mögliche Wirkstoffe zur Erhöhung der Transferrinmenge

Die neuen Erkenntnisse könnten ausschlaggebend für die künftige Therapie von Eisenmangel sein. Deshalb untersucht das Team nun, ob die Makrophagen im Darm und deren Regulation von Transferrin auch bei entzündlichen Darmerkrankungen, Darminfektionen oder Magenschleimhautentzündungen gestört sein könnten. Im Tiermodell konnten Medikamente wie mTOR-Hemmer oder Serinproteaseblocker bereits erforscht werden: Sie können die Mengen von Transferrin erhöhen und die Eisenverfügbarkeit für den Organismus wiederherstellen. Es soll nun ermittelt werden, ob diese Behandlungsmöglichkeiten auch beim Menschen eingesetzt werden können.

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