Ein einziger Test: „70 Virenarten identifiziert“ Sandra Piontek, 18.11.2024 12:37 Uhr
Die Diagnose der Erregerart ist essenziell wenn es um die geeignete Therapie geht. Forscher:innen der University of California in San Francisco (UCSF) haben einen Genomtest entwickelt, der etliche virale Krankheitserreger innerhalb von einem Tag nachweisen kann.
Für einen gezielten Einsatz von Wirkstoffen gegen pathogene Keime bedarf es einer vorherigen Analyse der Erkrankten. In Zukunft könnte ein einziger Test ausreichen, um nahezu jede Art von viralen Krankheitserregern schnell nachzuweisen.
Mit der Entwicklung haben sich Professor Dr. Charles Chiu vom Institut für Labormedizin und Infektionskrankheiten an der UCSF und sein Team beschäftigt. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Nature Medicine“ veröffentlicht.
Kein Rätselraten mehr
Der metagenomische Next-Generation-Sequencing-Test (mNGS) wurde ursprünglich zur Analyse von Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) entwickelt. Bei der Untersuchung wurden alle Nukleinsäuren sowie RNA und DNA berücksichtigt. „Unsere Technologie ist täuschend einfach“, so Chiu. „Indem wir mehrere Tests durch einen einzigen Test ersetzen, können wir uns das langwierige Rätselraten bei der Diagnose und Behandlung von Infektionen ersparen.“
Im Rahmen der Studie wurden insgesamt 4828 mNGS-Tests im Zeitraum zwischen Juni 2016 und April 2023 durchgeführt. In 97,9 Prozent der Fälle wurden Erreger sicher identifiziert. So kann der entwickelte Test zudem etliche verschiedene Virenarten detektieren: „Alle 70 getesteten humanviralen Erreger wurden erfolgreich identifiziert, auch solche mit entfernter Homologie anderer Viren“, bestätigt Chiu.
Der Zeitfaktor ist entscheidend
Nicht nur das: Die Diagnose kann innerhalb von 24 Stunden gestellt werden. „Geschwindigkeit ist ein kritischer Faktor für die Diagnose von Atemwegsinfektionen, insbesondere bei kritisch kranken Patienten mit geringerer Beteiligung der Atemwege und bei Ausbruchsuntersuchungen neuartiger oder aufkommender Viren mit Pandemiepotenzial“, so die Forschenden.
„Unser mNGS-Test schneidet besser ab als jede andere Testkategorie für neurologische Infektionen“, sagte Chiu. „Die Ergebnisse unterstützen seinen Einsatz als entscheidender Bestandteil der diagnostischen Ausstattung für Ärzte, die Patienten mit Infektionskrankheiten untersuchen.“
Dass der Test sich bald etablieren könnte, untermauern die Ergebnisse der Studie: „Unser Analysebeispiel zeigt die Machbarkeit routinemäßiger mNGS-Tests in klinischen und öffentlichen Gesundheitslabors und ermöglicht so eine robuste und schnelle Reaktion auf die nächste Viruspandemie.“