Die Suche nach potenziellen Wirkstoffen zur Behandlung oder Prävention von Covid-19 läuft nach wie vor auf Hochtouren. Forscher aus den USA und Deutschland haben nun erneut mögliche Substanzen ermittelt, die bei Covid-19 zum Einsatz kommen könnten – darunter auch einige bekannte Wirkstoffe. Weitere Studien sollen Klarheit bringen.
Die aktuellen Untersuchungen wurden im Fachjournal „Cell Reports“ beziehungsweise „Science“ vorgestellt. Statt Verozellen aus Nieren der Äthiopischen Grünmeerkatze – wie sie beispielsweise bei Chloroquin, Hydrocychloroquin und Remdesivir zum Einsatz kamen – hat sich die Universität Pennsylvania sogenannte „Calu-3-Zellen“ zur Hilfe genommen. Diese wurden ursprünglich bei einem Lungenkrebspatienten gefunden und seien somit besser für die Suche nach potenziellen Wirkstoffen geeignet, erläutert das Team.
Es wurden verschiedene Substanzen untersucht – nur neun konnten jedoch die Replikation von Sars-CoV-2 in den Calu-3-Zellen hemmen. Darunter das Antibiotikum Salinomycin, welches in der Veterinärmedizin gegen Kokzidienbefall zum Einsatz kommt. Auch der Kinase-Inhibitor Dacomitinib, welcher gegen Lungenkrebs eingesetzt wird konnte positive Wirkungen zeigen, ebenso wie Bemcentinib, ein weiterer Kinase-Inhibitor.
Unter den potenziellen Kandidaten befand sich jedoch auch das wesentlich bekanntere Antihistaminikum Ebastin, welches unter anderem zur Behandlung der allergischen Rhinitis, Konjunktivitis und der Urtikaria angewendet wird. Desweiteren konnte das Immunsuppressivum Ciclosporin herausgefiltert werden. Dieses wird bei schweren Autoimmunerkrankungen wie Psoriasis aber auch nach Organtransplantationen eingesetzt, um Abstoßungsreaktionen zu verhindern.
Der Wirkstoff könnte bei Covid-19 einen doppelten Effekt aufweisen: Neben einer Hemmung von Zell-Enzymen, die Sars-CoV-2 zur Replikation benötigt, könnte die antientzündliche Wirkung bei überschießenden Immunreaktionen in Form eines Zytokinsturms helfen. Weitere Studien sollen nun Aufschluss geben.
Auch das Deutsche Elektronen-Synchrotron (DESY) in Hamburg konnte neue Wirkstoffe ermitteln: Mithilfe eines Röntgenscreenings ermittelte das Team die 3D-Strukturen verschiedener Substanzen. Anschließend versuchten sie anhand dessen vorherzusagen, welche Wirkstoffe sich besonders gut mit den Enzymen des Virus verbinden und diese somit hemmen können.
Im Zuge der Untersuchungen konnten fast 7000 potenzielle Substanzen ermittelt werden. 37 der Stoffe könnten dabei an die Hauptprotease von Sars-CoV-2 binden. In Zellkulturen wurde dann vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin geprüft, ob sie die Replikation des Virus hemmen können. Dies konnte jedoch nur für fünf der Substanzen nachgewiesen werden – die zwei vielversprechendsten Wirkstoffe Calpeptin und Pelitinib werden derzeit in einer präklinischen Studie untersucht.
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