Der Konsum von E-Zigaretten und Tabakvaporizern nimmt stetig zu: Die Datenlage zu den Risiken ist jedoch weiter spärlich und auch Erkenntnisse zur Entwicklung von Erkrankungen fehlen. Forscher der Stanford University School of Medicine führten eine Studie an Zellkulturen durch, die Hinweise auf ein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko durch den Konsum von Aromaliquids gibt.
In der Studie wurden sechs verschiedene Liquids mit verschiedenen Geschmacksrichtungen getestet: Tabak, Tabak mit Karamell und Vanille, Butterscotch, Obst, Zimt und Menthol. Dabei wurde die Wirkung der verschiedenen Aromen mit einem unterschiedlichem Nikotingehalt von 0,6 und 18 mg/ml auf die Endothelzellen untersucht. Solche Zellarten stellen die innere Auskleidung der Blutgefäße dar. Die Zellen wurden in zwei unterschiedlichen Formen den Liquid ausgesetzt: Einmal direkt und zum anderen indirekt durch Blut, welches E-Zigarettenbenutzern kurz nach dem Gebrauch entnommen wurde.
Die Untersuchungen zeigten, dass es Unterschiede zwischen den verschiedenen Aromen gab: Zimt und Menthol wiesen im Vergleich zu den anderen Sorten die größten Schäden auf, auch wenn die Liquids kein Nikotin enthielten. Den zweiten Platz belegten Vanille und Karamell. Es zeigte sich, dass die Zellen bei den besonders schädlichen Sorten vermehrt Lipide mit niedriger Dichte aufnahmen, dies geschieht normalerweise bei Entzündungsreaktionen.
Es zeigte sich, dass die Endothelzellen in beiden Versuchen weniger lebensfähig waren und Symptome einer Dysfunktion auftraten. Außerdem wiesen die Zellen deutlich erhöhte Konzentrationen von Molekülen auf, die an DNA-Schäden und Zelltod beteiligt sind. Die Neubildung von Gefäßen und die Wundheilung verschlechterte sich. Neben den schädlichen Effekten der Aromaliquids wurde auch die Wirkung des Nikotins im Vergleich zu herkömmlichen Zigaretten bewertet: Dafür wurde der Nikotingehalt im Blutserum ermittelt, nachdem E-Zigaretten inhaliert, beziehungsweise Zigaretten geraucht wurden: Die ermittelten Nikotinmengen waren ähnlich.
E-Zigaretten enthalten keinen Tabak, sondern ein flüssiges Gemisch (Liquid) aus Propylenglycol, Glycerin, Wasser, Lebensmittelaromen und optional Nikotin, das verdampft und eingeatmet wird. Im Unterschied zur Zigarette findet kein Verbrennungsprozess statt. Tabakvaporizer dagegen bestehen aus echtem Tabak, der erhitzt und nicht verbrannt wird. Von Herstellern finanzierten Studien zufolge sind im Dampf deutlich weniger schädliche Stoffe als im Zigarettenrauch. Das Suchtpotenzial bleibt jedoch das gleiche.
Tabakrauch ist insbesondere für Kinder und Jugendliche mit gesundheitsschädlichen Folgen verbunden, da sie im Vergleich zu Erwachsenen empfindliche und noch im Wachstum befindliche Atemwege und Lungen haben. Die Zahlen für jugendliche Raucher sind aktuell rückläufig. Kinder- und Jugendärzte, sowie Umweltmediziner stufen die Produkte aufgrund der Gefahr eines „harmlosen“ Einstiegs in den Konsum konventioneller Tabakprodukte jedoch als gefährlich ein. Sie begründen dies mit dem Mangel an belastbaren Langzeit-Studien zu Krebsrisiken und zu einer möglichen Entwicklung oder Verschlimmerung von Asthma und anderen Lungenerkrankungen.
Experten und auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnen vor den Inhaltsstoffen: Im Körper von Probanden wurde ein erhöhter Anteil von mutagenen und kancerogenen Substanzen wie Kohlenmonoxid, Acrolein, 1,3-Butandien, Nitrosamine und Benzol nachgewiesen. Auf Jugendliche wirken Liquids vor allem wegen Geschmacksrichtungen wie Schokolade oder diversen Fruchtsorten attraktiv. Unter den 12- bis 17-Jährigen hat Studien zufolge schon jeder Dritte mindestens einmal eine E-Zigarette oder E-Shisha probiert. Seit dem 1. April 2016 dürfen E-Zigaretten und E-Shishas nicht mehr an Kinder und Jugendliche verkauft werden.
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