Dupixent: Erfolgreich bei Prurigo nodularis Cynthia Möthrath, 03.11.2021 14:31 Uhr
Der monoklonale Antikörper Dupilumab – bekannt aus Dupixent von Sanofi und Regeneron – konnte in einer weiteren Indikation positive Daten liefern. In einer Phase-III-Studie überzeugte das Biologikum bei Prurigo nodularis: Die seltene Hauterkrankung gilt unter allen Formen des Juckreizes als stärkste Form. Die Behandlungsoption könnte für Betroffene daher von großer Bedeutung sein.
Prurigo nodularis ist bislang wenig erforscht: Betroffene leiden unter massivem Juckreiz, der sich nur schwer unterdrücken lässt. Durch das Kratzen kommt es schließlich zu Hautläsionen, welche schmerzhaft sein können und als Eintrittspforte für Erreger fungieren. Es entstehen kleine Knötchen auf der Haut, welche zu Juckreiz, Brennen, Stechen oder Kribbeln führen. Unter allen Pruritus-Erkrankungen gilt Prurigo nodularis als die Maximalvariante. Auf Dauer führt die Erkrankung zu starken psychischen Beeinträchtigungen und zu einer verringerten Lebensqualität.
Dupilumab statt Steroide?
Bislang gibt es keine systemischen Behandlungsmöglichkeiten für die Erkrankung. Oft kommen hoch dosierte, lokale Steroide zum Einsatz, um die Entzündungsreaktionen zu unterdrücken. Diese sind jedoch keine langfristige Therapieoption. Dupilumab könnte nun das erste Biologikum sein, welches den Juckreiz und auch die Hautläsionen lindert. In einer zulassungsrelevanten Phase-III-Studie konnte Dupixent alle primären und sekundären Endpunkte erreichen.
„Wir sind ermutigt, dass die Patienten in dieser Studie eine signifikante Verringerung von Juckreiz und Hautläsionen aufwiesen – insbesondere angesichts der Tatsache, dass vor der Aufnahme fast alle Patienten starken Juckreiz hatten und fast 40 Prozent 100 oder mehr Knötchen auf ihrem Körper hatten“, sagte John Reed, Global Head of Research and Development bei Sanofi. „Diese Daten sind ein wichtiger Schritt vorwärts, um unser Wissen über die Rolle zu erweitern, die die gezielte Behandlung von IL-4 und IL-13 bei der Behandlung von Hautkrankheiten spielen kann, die extremen Juckreiz verursachen.“
Die Ergebnisse der Phase-III-Studie „Prime 2“ mit 160 Patient:innen konnten überzeugen:
- Woche 12:
- 37 Prozent der Dupixent-Patient:innen zeigten eine klinisch bedeutsame Verringerung des Juckreizes gegenüber dem Ausgangswert im Vergleich zu 22 Prozent der Placebo-Patient:innen
- Woche 24:
- Fast dreimal so viele Dupixent-Patient:innen erleben eine klinisch bedeutsame Verringerung des Juckreizes gegenüber dem Ausgangswert: 58 Prozent der Dupixent-Patientinnen im Vergleich zu 20 Prozent der Placebo-Patient:innen
- Die Wahrscheinlichkeit einer fast erscheinungsfreien Haut war unter Dupixent fast dreimal so hoch: 45 Prozent versus 16 Prozent
- Dupixent-Patient:innen erlebten signifikant größere Verbesserungen bei den Messungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, Hautschmerzen und Symptomen von Angst und Depression
Die Sicherheitsergebnisse der Studie stimmten im Allgemeinen mit dem bekannten Sicherheitsprofil von Dupixent in seinen zugelassenen Indikationen überein. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Konjunktivitis (6,5 % Dupixent, 0 % Placebo), Herpesvirusinfektionen (6,5 % Dupixent, 0 % Placebo) und Hautinfektionen (5 % Dupixent, 9 % Placebo). Darüber hinaus brachen 3 Prozent der Dupixent-Patient:innen und 30 Prozent der Placebo-Patient:innen die Behandlung vor Woche 24 ab. Eine weitere Studie hat ein ähnliches Studiendesign: Die Ergebnisse von „Prime“ werden voraussichtlich im ersten Halbjahr 2022 veröffentlicht. Sanofi und Regeneron planen 2022 mit den Zulassungsanträgen zu beginnen.
Dupixent ist bisher in folgenden Indikationen zugelassen:
- zur Behandlung von Patienten ab sechs Jahren mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis, die mit verschreibungspflichtigen topischen Therapien nicht gut kontrolliert werden kann oder für Patienten, die keine topischen Therapien anwenden können
- zur Verwendung mit anderen Asthmamedikamenten zur Erhaltungstherapie von mittelschwerem bis schwerem eosinophilem oder oralem, steroidabhängigem Asthma bei Patienten ab zwölf Jahren, deren Asthma mit ihren derzeitigen Asthmamedikamenten nicht ausreichend kontrolliert wird
- zur Verwendung mit anderen Arzneimitteln zur Erhaltungstherapie der chronischen Rhinosinusitis mit Nasenpolypose (CRSwNP) bei Erwachsenen, deren Krankheit nicht ausreichend kontrolliert wird