Studienergebnis führt zu Rote-Hand-Brief: Während der laufenden Tsepamo-Studie wurden Fälle von Neuralrohrdefekten dokumentiert. Betroffen waren Neugeborene, deren Mütter sich einer Doletugravier-haltigen antiretroviralen Therapie (ART) unterzogen. In einem Rote-Hand-Brief werden risikominimierende Maßnahmen empfohlen.
Die Daten stammen aus Botswana. Hier wurde in einer laufenden Anwendungsbeobachtung zur Erstellung eines Geburtenregisters über Fehlbildungen unter Doletugravir berichtet. Betroffen waren 4 von 426 Säuglingen (0,9 Prozent), die mit einem Neuralrohrdefekt zur Welt kamen. Hingegen wurden mit 0,1 Prozent nur 14 von etwa 11.200 Kindern, deren Mütter andere Arzneistoffe zur Behandlung der HIV-1-Infektion einnahmen, mit einer Fehlbildung geboren.
Betroffen sind Kinder, deren Mütter zum Zeitpunkt der Empfängnis mit dem Integrase-Inhibitor behandelt wurden. War der Arzneistoff erst im Laufe der Schwangerschaft Teil der ART, brachten die Frauen gesunde Kinder zur Welt.
Bis das Sicherheitssignal abschließend ausgewertet wurde, werden verschiedene Maßnahmen empfohlen. Vor Therapiebeginn sollte bei Frauen im gebärfähigen Alter eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden. Wird die Risikogruppe bereits mit Dolutegravir behandelt, sollte während der Therapie eine wirksame Verhütungsmethode angewendet werden. Äußern Frauen im gebärfähigen Alter den Wunsch, schwanger zu werden, wird empfohlen, Dolutegravir nicht einzusetzen. Kommt es jedoch während der Behandlung zur Empfängnis und eine Schwangerschaft wird im ersten Trimenon dokumentiert, wird – soweit möglich – ein Wechsel auf eine Alternativtherapie empfohlen.
Andere Quellen liefern derzeit keine Hinweise auf Neuralrohrdefekte, die mit der Einnahme von Dolutegravir während der Schwangerschaft in Verbindung gebracht werden können. Umfassende reproduktionstoxikologische Studien, einschließlich embryofötaler Entwicklungsstudien, lieferten keine relevanten Befunde zu Geburtsfehlern. Einzig eine weitere Spontanmeldung zu einem Neuralrohrdefekt aus Namibia wurde dokumentiert. Auch in diesem Fall wurde Dolutegravir vor Empfängnis und während der Schwangerschaft eingenommen.
Dolutegravir ist in Tivicay, Triumeq (Dolutegravir/Abacavir/Lamivudin) und dem vor Kurzem in der EU zugelassenen Juluca (Dolutegravir/Rilpivarin) von ViiV Healthcare enthalten. Die Fachinformationen würden dementsprechend aktualisiert. Bislang liegen nur begrenzte Erfahrungen während der Schwangerschaft vor. „Die Auswirkung von Dolutegravir auf die Schwangerschaft ist nicht bekannt“, heißt es in der Fachinformation. „Dolutegravir darf in der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der zu erwartende Nutzen die möglichen Risiken für den Fötus rechtfertigt ist“.
Der Arzneistoff ist zur Behandlung von HIV-1-Infektionen ab einem Alter von sechs Jahren in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneistoffen angezeigt. Dolutegravir unterbindet die Integration der viralen DNA in das Wirtsgenom und verhindert so die Virusvermehrung.
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