Die Pharmazie-Aufgabe, an der die Abiturienten scheiterten APOTHEKE ADHOC, 07.05.2019 15:42 Uhr
Deutschland streitet über die Abiturprüfungen: Zehntausende Schüler laufen Sturm, weil sie der Meinung sind, dass die diesjährige Matheprüfung zu schwer war. Mehr als 80.000 Schüler haben bereits eine Petition unterzeichnet, in der eine Wiederholung der Klausur gefordert wird. Wer es dennoch im ersten Durchgang geschafft hat, der könnte zumindest in Erwägung ziehen, Pharmazie zu studieren. Denn eine der beanstandeten Aufgaben befasste sich mit der Arzneimittelentwicklung. Die Pennäler mussten die Wirkstoffkonzentration im Blut von Patienten berechnen. APOTHEKE ADHOC zeigt die ganze Aufgabe. Hätten Sie es geschafft?
Ein Pharmaunternehmen führt eine Studie zur Wirksamkeit und Verträglichkeit eines neu entwickelten Medikaments durch. Wenn das Medikament einmalig in Form einer Tablette eingenommen wird, kann die zeitliche Entwicklung der Konzentration des Wirkstoffs im Blut des Patienten modellhaft durch die betrachtete Funktion f für x ∈ [0;9] beschrieben werden. Dabei steht x für die Zeit in Stunden seit der Einnahme der Tablette und f(x) für die Konzentration des Wirkstoffs im Blut des Patienten (im Weiteren kurz als Wirkstoffkonzentration bezeichnet) in Milligramm pro Liter (mg/l).
Die folgenden Aufgaben e bis i sollen auf der Grundlage dieses Modells bearbeitet werden.
e) Berechnen Sie die Wirkstoffkonzentration 30 Minuten nach Einnahme der Tablette und geben Sie die maximal auftretende Wirkstoffkonzentration an.
f) An der Stelle x=2 hat Gf einen Wendepunkt. Beschreiben Sie, wie man rechnerisch vorgehen könnte, um dies zu begründen. Geben Sie die Bedeutung der x-Koordinate des Wendepunkts im Sachzusammenhang an.
In der Pharmakologie wird das in positive x-Richtung unbegrenzte Flächenstück, das sich im I. Quadranten zwischen Gf und der x-Achse befindet, als AUC („area under the curve“) bezeichnet. Nur dann, wenn diesem Flächenstück ein endlicher Flächeninhalt zugeordnet werden kann, kann die betrachtete Funktion f die zeitliche Entwicklung der Wirkstoffkonzentration auch für große Zeitwerte x realistisch beschreiben.
g) Die x-Achse, Gf und die Gerade mit der Gleichung x=b mit b ∈ IR+ schließen im I. Quadranten ein Flächenstück mit dem Inhalt A(b) ein. Bestimmen Sie mithilfe der in Aufgabe d angegebenen Stammfunktion F einen Term für A(b) und beurteilen Sie unter Verwendung dieses Terms, ob die Funktion f auch für große Zeitwerte eine realistische Modellierung der zeitlichen Entwicklung der Wirkstoffkonzentration darstellt.
Das Medikament zeigt die gewünschte Wirkung erst ab einer bestimmten Wirkstoffkonzentration. Daher soll der Patient nach der ersten Tablette des Medikaments eine zweite identisch wirkende Tablette einnehmen, noch bevor die Konzentration des Wirkstoffs im Blut unter 0,75 mg/l fällt. Nach der Einnahme der zweiten Tablette erhöht sich die Wirkstoffkonzentration um die durch diese Tablette verursachte Konzentration des Wirkstoffs im Blut.
h) Ermitteln Sie durch Rechnung den spätesten Zeitpunkt, zu dem die zweite Tablette eingenommen werden soll.
i) Wird die zweite Tablette zweieinhalb Stunden nach der ersten Tablette eingenommen, so kann die Wirkstoffkonzentration für x ∈ [2,5; 9] mit einem der folgenden Terme beschrieben werden. Wählen Sie den passenden Term aus und begründen Sie Ihre Wahl.
(A) f (x) + f (x+2,5)
(B) f (x) + f(x-2,5)
(C) f (x – 2,5) + f(2,5)
(D) f(x) – f(x-2,5)
Verabreicht man das Medikament nicht in Form von Tabletten, sondern mittels einer Dauerinfusion, so wird der Wirkstoff langsam und kontinuierlich zugeführt. Die in IR definierte Funktion [Bild 2 in der Galerie] beschreibt für x ≥ 0 modellhaft die zeitliche Entwicklung der Wirkstoffkonzentration während einer Dauerinfusion. Dabei ist x die seit Anlegen der Dauerinfusion vergangene Zeit in Stunden und k(x) die Wirkstoffkonzentration in mg/l.
j) Begründen Sie, dass der Graph von k streng monoton steigend ist.
k) Bei Dauerinfusionen dieses Medikaments muss die Wirkstoffkonzentration spätestens 60 Minuten nach Beginn der Infusion dauerhaft größer als 0,75 mg/l sein und stets mindestens 25 % unter der gesundheitsschädlichen Grenze von 2 mg/l liegen. Ermitteln Sie [Bild 3 in der Galerie] und beurteilen Sie beispielsweise unter Verwendung der bisherigen Ergebnisse, ob gemäß der Modellierung diese beiden Bedingungen erfüllt sind.