Das Risiko für die Entwicklung eines diabetischen Makulaödems (DMO) steigt mit der Zeit und beträgt nach zwanzigjährigem Bestehen eines Diabetes über 60 Prozent. Nun haben Wissenschaftler die Langzeiterfolge einer intravitrealen Therapie mit VEGF-Inhibitoren untersucht. Aflibercept konnte in einzelnen Punkten am meisten überzeugen. Generell sei es jedoch wichtig, bessere Strategien zur Verbesserung der Langzeitergebnisse bezogen auf die Sehschärfe auszuarbeiten, so die Forscher.
Das diabetische Makulaödem (DMO) trifft viele Zuckerkranke im Laufe ihres Lebens. Mit steigender Anzahl der Erkankungsjahre steigt auch das Risiko für die Folgeerkrankung. Insbesondere bei schlecht eingestelltem Blutzucker kann es zur Ödementwicklung kommen. Diese kann für längere Zeit unentdeckt bleiben, sodass der Patient erst durch eine eingeschränkte Sicht auf das Leiden aufmerksam wird. Behandelt wird ein DMO mit intravitrealen Injektionen, bei denen VEGF-Inhibitoren wie Aflibercept, Ranibizumab, Bevacizumab oder neuerdings auch Brolucizumab in den Glaskörper injiziert werden. Je früher mit der Therapie begonnen wird, desto besser in der Regel die Ergebnisse. Nun haben Forscher das erste Mal untersucht, ob die Therapie auch nach Jahren noch erfolgversprechend ist. Die Langzeiterfolge nehmen ab dem fünften Behandlungsjahr ab.
Nun wurden erstmals die Langzeiterfolge einer Injektionstherapie innerhalb dieser Indikation untersucht. Die Wissenschaftler fanden innerhalb der Protocol-T-Studie heraus, dass bei Patienten mit diabetischem Makulaödem, durch die Behandlung mit intravitrealen Injektionen eine Verbesserung der Sehschärfe bis zum zweiten Behandlungsjahr erreichen konnten. Danach ließ der Effekt bis zum fünften Jahr nach. Die Wissenschaftler schlussfolgern aus den Ergebnissen der Studie, dass es bessere Strategien für Betroffene geben müsste um die Sehschärfe auch langfristig zu erhalten.
In der Studie wurden die drei Wirkstoffe Aflibercept (Eylea, Bayer), Ranibizumab (Lucentis, Novartis) und Bevacizumab (Avastin, Roche) berücksichtigt. Da die Markteinführung von Beovu erst vor einigen Monaten war, fand dieser monoklonale Antikörper keine Anwendung innerhalb der Studie. Positiv: Die Studie konnte zeigen, dass sich während der ersten zwei Jahre die Sehschärfe der Teilnehmer unter allen drei Wirkstoffen verbesserte. Bei den Patienten, die zu Studienbeginn die schlechteste Sehschärfe aufwiesen, zeigte sich Aflibercept signifikant überlegen gegenüber Bevacizumab. Andere signifikante Unterschiede konnten die Wissenschaftler nicht festhalten.
Um zusätzliche Informationen über die drei Jahre nach dem Ende von Protocol-T zu erhalten, wurde die Protocol-T-Studie verlängert. Hierdurch erhofften sich die Wissenschaftler einen besseren Einblick in den Behandlungsverlauf. Für die Verlängerungsphase wurden die Teilnehmer nach dem Zufallsprinzip Aflibercept, Bevacizumab oder Ranibizumab mit protokolldefinierter Nachsorge und Folgebehandlung für zwei Jahre zugeordnet. Die weitere Behandlung erfolgte im Ermessen des jeweiligen Arztes. Fünf Jahre nach Studienbeginn wurden die Probanden für eine Studienvisite eingeladen. 68 Prozent der Teilnehmer absolvierten diese Studienvisite. Im Ergebnis war die mittlere Sehschärfe nach fünf Jahren gegenüber dem Ausgangswert um 7,4 Buchstaben verbessert. In der Einzelbetrachtung der Zeitabschnitte verringerte sich diese jedoch zwischen den Jahren zwei und fünf um 4,7 Buchstaben. Die anfänglichen Erfolge konnten nicht gehalten werden.
„Eylea ist die einzige zugelassene Anti-VEGF-Therapie, die in klinischen Studien erfolgreich verlängerte Behandlungsintervalle von bis zu vier Monaten erzielt hat und gleichzeitig durchweg hervorragende Ergebnisse bei der Verringerung von Sehschärfenverlust liefert“, so Dr. Michael Devoy, Leiter Medical Affairs & Pharmacovigilance der Division Pharmaceuticals und Chief Medical Officer bei Bayer. „Eylea ist als Therapie für Menschen mit Netzhauterkrankungen und damit einhergehendem Sehschärfenverlust bewährt. Die Anwendung in den fünf zugelassenen Indikationen zeigt durchgängig sehr gute Ergebnisse bei der Reduzierung vermeidbarer Sehschärfenverluste – sowohl in randomisierten klinischen Studien als auch in Studien im Praxisalltag.“
Bisher musste Eylea unmittelbar vor der Injektion aus einer kleinen Durchstechflasche aufgezogen werden. Diesen Vorgang führt der Arzt mit der beigelegten Filterkanüle durch. Danach stellt er die benötigte Menge an Lösung ein und wechselt die Kanüle, injiziert wird intravitreal, das heißt direkt in den Glaskörper. Um Infektionen zu vermeiden, muss der Vorgang weitestgehend aseptisch ablaufen, die Einschleppung von Keimen in das Auge muss verhindert werden. Durch die Einführung einer Fertigspritze entfällt dieser Schritt. Das Risiko einer Über- oder Unterdosierung wird durch das voreingestellte Volumen ebenfalls minimiert. Das Konkurrenzprodukt Lucentis ist ebenfalls als Injektionslösung und Fertigspritze am Markt.
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