Hormonkombination gegen Diabetes Katharina Lübke, 31.07.2014 12:00 Uhr
Eine neue Hormonkombination könnte eine alternative Behandlung von Diabetes hervorbringen. Forscher des Helmholtz Zentrums und der TU München haben zwei Hormone, die im Darm gebildet werden, zu einem einzigen Molekül zusammenfügt. Dieses wirkt an den Rezeptoren der Insulin-stimulierenden Hormone und kann bei Patienten mit Adipositas oder Typ-2-Diabetes den Blutzuckerwert senken.
„Durch den neuen therapeutischen Ansatz könnten in den kommenden Jahren beide Krankheiten, die die Vereinten Nationen und die WHO zu den größten medizinischen Herausforderungen für die moderne Gesellschaft zählen, erfolgreich behandelbar werden“, so die Wissenschaftler.
Für den Forschungsansatz erhält das Team aus Chemikern, Pharmazeuten, Hormon- und Krebsforschern um Professor Dr. Matthias Tschöp den Erwin Schrödinger-Preis 2014. Der Preis ist mit 50.000 Euro dotiert und wird seit 1999 von der Helmholtz-Gemeinschaft und dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft für interdisziplinäre Forschungsleistungen vergeben.
Die völlig neuartige Hormonkombination führe zu einer effektiven Gewichtsreduktion und zu verbesserten Blutzuckerwerten im Tiermodell. Die beiden kombinierten Hormone GLP-1 und GIP stammen laut den Forschern ursprünglich aus dem menschlichen Verdauungstrakt und steuern die Nahrungsverwertung sowie verschiedene Stoffwechselprozesse.
Werde Zucker aufgenommen, bewirke das Molekül eine vermehrte Insulin-Ausschüttung, zugleich werde der Appetit gehemmt und die Fettverbrennung erhöht. Den Ergebnissen zufolge sei die Stoffwechselkontrolle im Gehirn über natürliche Darmhormone beeinflussbar.
„Sollte sich dies in der weiteren wissenschaftlichen und klinischen Prüfung bestätigen, wäre dieser Ansatz ein Durchbruch für die Diabetesprävention und -therapie“, heißt es von den Forschern. Neue Therapiekonzepte könnten für metabolische Erkrankungen etabliert werden.
Neben dem Molekül hat das Team weitere neue Kombinationswirkstoffe entwickelt. Dazu gehören neben Kombinationen von GLP-1 und Glucagon auch GLP-1-basierte Konjugate, die Steroidhormone wie etwa Östrogen nur an stoffwechselwirksame Zellen ausliefern, nicht jedoch an Zellen, bei denen Nebenwirkungen auftreten könnten.
Wichtig sei die Entdeckung und Entwicklung solch neuer Wirkstoffklassen vor allem, weil in den vergangenen Jahren trotz der Ausbreitung von Adipositas und Typ-2-Diabetes kaum neue therapeutische pharmakologische Behandlungsansätze für die Volkskrankheiten entwickelt worden seien, so die Forscher. Bis zum Einsatz des Moleküls als zugelassenes Therapieverfahren werde es aber noch dauern.