Almased-Vitalkost verbessert die Glucose-Kontrolle bei Typ-2-Diabetikern. Das ist das Ergebnis einer Studie von Professor Dr. Stephan Martin, Chefarzt für Diabetologie und Direktor des Westdeutschen Diabetes- und Gesundheitszentrums im Verbund Katholischer Kliniken Düsseldorf (VKKD). So sei der tägliche Insulinbedarf bei 22 übergewichtigen, sehr insulinresistenten Typ-2-Diabetikern bereits nach wenigen Wochen signifikant gesunken. Bislang würden solche Formula-Diäten in der Therapie aber vernachlässigt, so der Forscher.
Das am Westdeutschen Diabetes- und Gesundheitszentrum laufende Forschungsprogramm hat das Ziel, bei einer schlechten diabetischen Stoffwechsellage mit der Formuladiät die Therapiefähigkeit wieder herzustellen. In der zwölfwöchigen Studie von Martin und seiner Kollegin Dr. Kerstin Kempf wurden Patienten behandelt, die täglich mehr als 100 IE Insulin spritzten.
Während der ersten Woche erhielten die Probanden drei Mahlzeiten je 50 Gramm Formuladiätpulver Almased-Vitalkost, angereichert mit pflanzlichem Öl und Gemüsesaft. Für weitere drei Wochen wurden nur noch zwei Mahlzeiten durch die Diät ersetzt und ein proteinreiches Mittagessen eingenommen. In der fünften bis zwölften Woche wurde nur noch das Abendessen ersetzt.
Bereits nach einer Woche sank laut Studie der tägliche Insulinbedarf von im Mittel 147 IE auf 91 IE signifikant ab, nach zwölf Wochen lag der Wert bei 65 IE. Parallel kam es zu einem signifikanten Absinken des HbA 1c und des Gewichtes. Nach eineinhalb Jahren lagen der tägliche Insulinbedarf und das Gewicht immer noch signifikant niedriger als bei Studienbeginn. Teilnehmer, die die Ersatzkost auch nach Studienende verwendet hätten, konnten laut Martin ihren HbA1c, ihr Gewicht und ihren Insulinbedarf weiter reduzieren. Bei zwei Teilnehmern sei die Insulintherapie komplett abgesetzt worden.
Almased-Vitalkost aus Sojaprotein, Joghurt und Honig sei besonders proteinreich im Vergleich zu anderen kommerziellen Formuladiäten wie etwa Optifast oder Modifast. Während letztere bei 392 Kalorien, 54 Gramm Kohlenhydrate und 8,7 Gramm Fett, aber nur 24,5 Gramm Protein aufweise, habe Almased bei 360 Kalorien nur 30,6 Gramm Kohlenhydrate und 2 Gramm Fett, dafür jedoch 53,4 Gramm Protein, so die Wissenschaftler, die eine Projektförderung der Almased-Wellness erhielten.
„Bereits seit mehr als 30 Jahren ist bekannt, dass kurz nach der Umstellung auf eine hypokalorische Ernährung eine signifikante Reduktion der Nüchternglucose- und der Insulinkonzentration sowie eine Steigerung der Insulinsensitivität erreicht werden können“, so Martin und Kempf in der Zeitschrift „Der Diabetologe“.
Martin führt zahlreiche Studien an, die die Wirkung von Formula-Diäten nachgewiesen hätten. Laut dem Wissenschaftler wird durch Signale aus dem Darm – wie Aufnahme von Monoglyzeriden, künstlichen Süßstoffen oder Eisen – eine Hyperinsulinämie ausgelöst. Durch eine Magenbypassoperation könnten diese Signale ausgeschaltet werden.
Auch die Formuladiät könne das Signal aus dem Darm blockieren. Kürzlich erschienene Vergleichsarbeiten hätten bestätigt, dass die kurzzeitigen Effekte einer niedrigkalorischen Formuladiät und die einer Magenbypassoperation auf die diabetische Stoffwechsellage vergleichbar seien.
Da durch die Ernährungsintervention die basalen Insulinspiegel absinken würden, scheine durch die Formuladiäten das Signal aus dem Darm ausgeschaltet zu werden. „Formuladiäten wirken sich, ganz im Gegensatz zu ihrem Image, sehr positiv auf den Glukosestoffwechsel bei Typ-2-Diabetes aus“, so die Wissenschaftler.
Studien über Formuladiäten wiesen zwar geringe Patientenzahlen auf, und es fehlten häufig Kontrollgruppen. Trotzdem seien sie vielversprechend. Der Weg zu einer alternativen Therapie sei jedoch lang: Immer noch werde der Typ-2-Diabetes zu oft als Krankheit gesehen, die mit Medikamenten behandelt werden solle.
„Mit erheblichem Marketing-Aufwand wird in der heutigen Zeit versucht, die Volkskrankheit Typ-2-Diabetes primär pharmakologisch zu behandeln. Während das Schlucken von Medikamenten […] gesellschaftlich akzeptiert ist, scheinen hingegen Ersatzmahlzeiten als unnatürlich empfunden zu werden.
Dabei wird deutlich unterschätzt, welches bisher ungenutzte Potenzial diese bieten“ so die Forscher in „Der Diabetologe“. Bei den steigenden Zahlen an Typ-2-Diabetikern und den explodierenden Ausgaben werde man künftig aber verstärkt Formuladiäten nutzen müssen.
Martin prüft zudem aktuell in einem Projekt, ob eine zusätzliche telemedizinische Betreuung die Nachhaltigkeit verbessern könne. Das sogenannte „Telemedizinische Lifestyle Programm“ (TeLiPro) zielt darauf ab, Personen bei der Änderung des Lebensstils zu unterstützen.
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