Diabetiker:innen müssen in ihrem Alltag einiges beachten, um ihre Krankheit im Selbstmanagement bestmöglich zu kontrollieren. Patientenschulungen gehören in Deutschland deshalb zum festen Bestandteil der Diabetes-Behandlung. Doch auch die engsten Kontaktpersonen sollten entsprechend geschult werden, findet der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD). Er fordert, dass Angehörigenschulungen in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufgenommen werden, um die Diabetes-Versorgung weiter zu verbessern.
Die Diagnose Diabetes trifft viele Betroffene schwer, denn sie hat Auswirkungen auf zahlreiche Bereiche des Lebens. Um Diabetiker:innen bestmöglich über ihre Stoffwechselerkrankung aufzuklären, müssen sie an strukturierten Patientenschulungen teilnehmen – diese binden jedoch nicht das soziale Umfeld mit ein. „Dabei treffen die psychischen und emotionalen Folgen der Diabeteserkrankung die gesamte Familie“, erklärt der VDBD.
Deshalb hat der Verband in einem mehrjährigen vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) geförderten Projekt das Schulungsprogramm „Dialife“ für Familienangehörige entwickelt – es ist damit das erste Programm dieser Art. Angehörige lernen die Grundlagen der Erkrankung und Therapie, den Umgang mit Notfallsituationen, aber auch Bewältigungsstrategien zur besseren sozialen Unterstützung ihres erkrankten Familienmitglieds kennen.
Die Schulung wurde in einer clusterrandomisierten, kontrollierten Längsschnittstudie mit 179 Teilnehmenden untersucht. Es zeigte sich, dass geschulte Angehörige über mehr Diabetes-Wissen verfügen. „Die geschulten Angehörigen verfügten über größeres Wissen als vorher und waren der Kontrollgruppe eindeutig voraus“, erläutert Professor Dr. Claudia Luck-Sikorski, wissenschaftliche Studienleiterin. „Außerdem schätzten sie ihre mentale Gesundheit als besser ein.“
Von den Angehörigenschulungen könnte somit die ganze Familie profitieren: „Wer durch sein soziales Umfeld unterstützt wird, dem gelingt ein besseres Selbstmanagement seiner chronischen Erkrankung. Das wirkt sich auch auf die Lebensqualität der gesamten Familie aus“, meint Dr. Gottlobe Fabisch, Geschäftsführerin des VDBD. „Daher setzen wir uns dafür ein, Dialife in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufzunehmen.“
Ein besonderes Augenmerk liegt in den Schulungen auf dem korrekten Handeln bei Notfällen. „In kritischen Situationen wie einer Unterzuckerung wissen Angehörige häufig nicht, wie sie sich richtig verhalten sollen, da Diabetes-Betroffene mitunter nicht mehr rational handeln und Hilfe abwehren“, erklärt die VDBD-Vorsitzende Dr. Nicola Haller. Doch auch verschiedene Begleiterkrankungen wie Demenz oder Depressionen sind ein Thema.
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