Eine aktuelle internationale Studie zeigt, dass weltweit im Jahr 2020 rund 2,2 Millionen neue Fälle von Typ-2-Diabetes und 1,2 Millionen neue Fälle von Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf den Konsum von Limonade, Energydrinks und anderen zuckerhaltigen Getränken zurückzuführen sein könnten. Besonders Menschen in Lateinamerika, der Karibik und Afrika greifen zu solchen Getränken, während Deutschland im Mittelfeld liegt.
Eine internationale Forschungsgruppe unter der Leitung von Laura Lara-Castor von der Tufts University hat die gesundheitlichen Auswirkungen des Konsums zuckerhaltiger Getränke weltweit untersucht. Die Ergebnisse basieren auf Daten der Global Dietary Database, die Ernährungsumfragen und Gesundheitsstatistiken aus 184 Ländern von 1990 bis 2020 kombiniert.
250 Milliliter Cola enthalten fast 27 Gramm Zucker; die Studie, Anfang 2025 veröffentlicht im Fachjournal Nature Medicine, zeigt, dass der Konsum von Zuckergetränken wie Cola, Energydrinks und Fruchtgetränken im Jahr 2020 für 2,2 Millionen neue Fälle von Typ-2-Diabetes und 1,2 Millionen neue Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich war. Diese Zahlen entsprechen etwa 10 Prozent aller neuen Diabetes-Fälle und 3 Prozent aller neuen Herz-Kreislauf-Fälle weltweit.
Für Deutschland zeigen die Daten einen durchschnittlichen Konsum von 650 Millilitern zuckerhaltigen Getränken pro Woche, was etwa zwei großen Gläsern entspricht. Damit liegt Deutschland im Mittelfeld der 30 bevölkerungsreichsten untersuchten Länder. Zwischen 1990 und 2020 stieg die Zahl der Diabetes-Todesfälle, die auf Zuckergetränke zurückzuführen sind, hierzulande leicht an. Gleichzeitig ging die Zahl der Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Zusammenhang mit diesen Getränken zurück – ein ähnlicher Trend wie in den USA und Großbritannien.
In Europa zeigt die Studie Unterschiede in der Belastung durch Zuckergetränke. Während Länder wie Großbritannien, Frankreich und Portugal Zuckersteuern eingeführt haben, um den Konsum zu senken, fehlt in Deutschland bislang eine solche Maßnahme. Die britische Zuckersteuer, eingeführt 2018, führte zu einem Rückgang des Konsums und veranlasste viele Hersteller, den Zuckergehalt ihrer Produkte zu reduzieren. Diese Maßnahmen haben nachweislich die gesundheitlichen Belastungen durch zuckerhaltige Getränke verringert.
Global sind die Belastungen durch Zuckergetränke jedoch ungleich verteilt. Regionen wie Lateinamerika und die Karibik sowie Afrika südlich der Sahara verzeichnen die höchsten Anteile neuer Krankheitsfälle, die auf Zuckergetränke zurückzuführen sind. In Lateinamerika entfallen 24,4 Prozent der neuen Diabetes-Fälle und 11,3 Prozent der Herz-Kreislauf-Fälle auf den Konsum dieser Getränke, in Afrika südlich der Sahara sind es 21,5 Prozent beziehungsweise 10,5 Prozent. Besonders betroffen sind Länder wie Kolumbien, Mexiko und Südafrika, wo der zunehmende Wohlstand und aggressive Werbung den Konsum fördern.
Zwischen 1990 und 2020 stiegen die Belastungen in Afrika südlich der Sahara drastisch: Die Diabetes-Fälle nahmen um 8,8 Prozentpunkte zu, die Herz-Kreislauf-Fälle um 4,4 Prozentpunkte. In Lateinamerika hingegen ging der Anteil der Krankheitsfälle leicht zurück, bleibt jedoch auf hohem Niveau.
Die Forschenden betonen, dass der regelmäßige Konsum von Zuckergetränken zu Gewichtszunahme, Insulinresistenz und weiteren Stoffwechselstörungen führt, die das Risiko für Typ-2-Diabetes und Herzkrankheiten deutlich erhöhen. Sie empfehlen unter anderem:
Ohne solche Maßnahmen, so warnen die Forschenden, könnten die Krankheitslasten durch Zuckergetränke weltweit weiter zunehmen – mit besonders schwerwiegenden Folgen für einkommensschwache Länder.
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