Diabetes: Darmkrebs-Risiko verdreifacht sich Sandra Piontek, 21.10.2022 13:32 Uhr
Typ-2-Diabetes ist bekannt dafür, etliche Folgeerkrankungen auszulösen. Wissenschaftler:innen fanden in einer Studie heraus, dass die Stoffwechselerkrankung das Risiko für Darmkrebs um das Dreifache erhöhen kann.
Bei Typ-2-Diabetiker:innen bilden sich häufiger bösartige Zellveränderungen im Körper als bei stoffwechselgesunden Mitmenschen. Das Darmkrebsrisiko sei etwa doppelt so hoch wie bei Stoffwechselgesunden. Bestehe darüber hinaus noch eine familiäre Vorbelastung, erkrankten Diabetespatientinnen und -patienten im Schnitt sogar bis zu 18 Jahre früher an dieser Krebsart, erläutert Professor Dr. Hans Scherübl, Sprecher und 1. Vorsitzender der AG „Diabetes und Krebs“ der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Andere Studien belegten sogar ein dreifach erhöhtes Risiko gegenüber der Normalbevölkerung.
Enzündungsprozesse fördern Krankheiten
Bestimmte Stoffwechsel- und Entzündungsprozesse sind laut Forscher:innen die Ursache für das erhöhte Erkrankungsrisiko. Übergewicht sowie Wirkung des zugesetzten Insulins und vor allem ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel begünstigen im Endeffekt das Wachstum von Tumorzellen.
Es wird außerdem vermehrt Viszeralfett im Bauchinneren eingelagert. Dieses ist sehr stoffwechselaktiv. Es setzt Fettsäuren frei, sondert entzündungsfördernde Botenstoffe ab und schüttet Hormone aus. Bei starkem Übergewicht können Organe wie Leber und Bauchspeicheldrüse in ihrer Arbeit beeinträchtigt werden. Der Körper leidet dauerhaft an einer systemischen, niedriggradigen Entzündung. Risikofaktoren für chronische Erkrankungen werden dadurch erhöht.
Für das Immunsystem bedeutet das, dass die Funktion der zirkulierenden Immunzellen verändert werden kann. Weiterhin erhöht sich die Anzahl von Leukozyten mit steigendem Übergewicht. Sind die weißen Blutkörperchen erhöht, gilt dies ebenfalls als Indikator für entzündliche Prozesse.
Mehr Vorsorge wahrnehmen
Begegnen können Diabetiker:innen dem Risiko, indem sie vermehrt Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen. In Deutschland würden nur etwa 10 bis 20 Prozent solche Angebote in Anspruch nehmen. Dabei sind Maßnahmen zur Darmkrebsfrüherkennung sehr niedrigschwellig. Einige Krankenkassen übernehmen inzwischen die Kosten für eine Vorsorgekoloskopie bei Patient:innen mit Diabetes und weiteren Risikofaktoren bereits ab dem 45. Lebensjahr. Da Darmkrebs gut heilbar ist, wenn er früh erkannt wird, sollten laut dem Gastroenterologen Professor Dr. Jürgen F. Riemann, Vorstandsvorsitzender der Stiftung „LebensBlicke“, gerade Hochrisikopatient:innen das Angebot unbedingt wahrnehmen.