Arzneimittelmissbrauch

Dextromethorphan: Betreute Halluzination aus dem Netz

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Berlin -

Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker, zur Rauschwirkung von Dextromethorphan (DMP) das Internet. Im Handverkauf läuten die Alarmglocken, wenn mehrere Packungen des Hustenstillers verlangt werden. Das wissen auch die User und Veranstalter von Pillenpartys. Im Netz liefert eine Website alles rund um DMP. Informationen zu Beschaffung, der richtigen Dosierung oder Erfahrungsberichte ermöglichen einen betreuten Missbrauch.

DMP ist zur symptomatischen Behandlung von Reizhusten auf dem Markt. Der Wirkstoff greift im Hustenzentrum des Stammhirns an und zählt somit zu den zentral wirksamen Antitussiva. Im Handel sind Säfte oder feste orale Darreichungsformen des Arzneistoffes, der missbräuchlich als Rauschmittel verwendet wird. In einer Dosis von 100 mg können Halluzinationen und Euphorie ausgelöst werden. Zurückzuführen ist der Effekt auf die psychotrope Wirkung: DMP hemmt die Serotoninwiederaufnahme.

Die Szene nutzt für das rezeptfreie Dextromethorphan die Abkürzung DXM. Hoch im Kurs der User steht der Hustenstiller Ratiopharm. Hier stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis: Viel Wirkstoff für wenig Geld. Die Website liefert PZN und Preis. Von Silomat (Boehringer) wird abgeraten. Das Markenprodukt enthalte zu wenig Wirkstoff.

Das Präparat der Wahl sei sehr leicht zu bekommen und könne einfach in der Apotheke besorgt werden. Und hier kommt auch schon der nächste Tipp: Niemals mehr als drei Packungen kaufen. „Da die Pharmazeuten die Wirkung natürlich kennen und bei einem Verdacht nicht einfach abgeben.“ Zwei bis drei seien aber kein Problem. „Und dann heißt es eben, zur nächsten Apotheke zu gehen.“ Eine Alternative sei die Online-Bestellung. Auch hier sollten nur drei Packungen geordert werden, denn auch Versandapotheken seien misstrauisch. Tipp Nummer 3: „Dann einfach einen Tag später weitere drei Packungen ordern.“ Online-Apotheken böten gleich mehrere Vorteile. Sie seien zum einen preiswerter und zum anderen müsse man nicht aus dem Haus. Auch Versandkosten seien kein Problem. Bewährt habe sich die Bestellung bei Apotal. Vier Packungen könnten problemlos bestellt werden und somit sei der Mindestbestellwert erreicht.

Versandkostenfrei, aber zu aufmerksam ist Mycare. Werde DMP zu oft bestellt, könne es schwierig werden, Nachschub zu generieren. Und schon folgt Tipp 4: „Generell kann es jedoch nicht schaden, wenn man mehrere Apotheken zur Auswahl hat und auch nicht immer bei derselben Apotheke bestellt, damit sie einen nicht sperren, wenn man beispielsweise für sich und andere bestellt und eine Pillenparty oder so etwas zu veranstalten.“

Die Dosis macht das Gift. Mit welcher Menge DMP der gewünschte Rausch eintritt, kann über den „Dosis-Rechner“ ermittelt werden. User geben das Körpergewicht und das Arzneimittel ein und erhalten die passende Empfehlung, mit welcher Menge Fertigarzneimittel das gewünschte „Plateau“ erreicht werden kann. Beschrieben werden vier dieser Rauschzustände inklusive der möglichen Halluzination. Für den ersten Trip sollte die maximale Dosierung 2 mg/kg KG nicht überschreiten. Empfohlen wird außerdem, zwei Tage vor dem geplanten Trip zwei Kapseln einzunehmen, um die Verträglichkeit zu testen.

Zum Schluss wird noch ein „Safer-Use-Hinweis“ gegeben. Denn Pannen seine nicht geplant, aber möglich. Daher sollte ein Telefon parat liegen und im Notfall die 112 gewählt werden. Kommt der Arzt, sind keine Konsequenzen zu befürchten, denn DMP sei legal und Mediziner unterstehen der ärztlichen Schweigepflicht.

Neben DMP bieten zahlreiche weitere OTC-Arzneimittel Potenzial für einen Rausch. Beliebt ist unter anderem das gegen Übelkeit und Erbrechen sowie gegen Schlafstörungen eingesetzte Diphenhydramin. Wird das Antihistaminikum überdosiert, sind Halluzination und Euphorisierung möglich. Ein Rausch aus der Apotheke kann auch mit Loperamid erreicht werden. Der Wirkstoff wird bei akuten Durchfällen eingesetzt und bindet an die Opioidrezeptoren der Darmwand – Acetylcholin und Prostaglandine werden in ihrer Freisetzung gehemmt. In der Folge wird die Peristaltik herabgesetzt und die Darmpassage verlängert. Wird das p-Glykoprotein durch beispielsweise Grapefruitsaft oder Chinin gehemmt, kann es zu einem Opioidrausch kommen. Auch Triptane und Pseudoephedrin gehören zu den missbräuchlich verwendeten OTC-Arzneimitteln.

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