Bakteriologie

Der Mensch als Ökosystem

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Einer umfassenden Studie zufolge leben vermutlich mehr als 10.000 verschiedene Bakterien im und am Menschen. Das seien weit mehr als bisher vermutet, berichten US-Forscher. Art und Anzahl dieser Mitbewohner unterscheiden sich dabei sowohl von Mensch zu Mensch als auch von Körperregion zu Körperregion erheblich. Trotz der Unterschiede erfüllen die Mikroorganismen bei jedem Mensch dieselben Aufgaben.

Das sind erste Ergebnisse eines Projektes, bei Wissenschaftler alle Mikroben des Menschen – das menschliche Mikrobiom – erfassen und die Funktion entschlüsseln wollen. Ende 2007 hatte die US-Gesundheitsbehörde NIH (National Institutes of Health) das Human Microbiome Project (HMP) ins Leben gerufen.

Für ihre jetzt vorgestellten Arbeiten hatten die Forscher von 242 gesunden Erwachsenen Proben aus der Nase, dem Mund und Rachen, aus der Vagina, dem Stuhl und von der Haut entnommen. Im Verlauf von knapp zwei Jahren wiederholten sie die Entnahmen bis zu drei Mal.

Aus den Proben isolierten die Wissenschaftler das Erbgut der Mikroorganismen und bestimmten danach, welche und wie viele Mikroben in welcher Körperregion vorkommen. Im Stuhl und an den Zähnen sei die Vielfalt der Mikroben am größten, in der Vagina hingegen am geringsten.

 

 

In einer weiteren Untersuchung wurde gezeigt, dass alle Bakterien gemeinsam etwa acht Millionen Gene besitzen. Der Mensch selber verfügt nur über rund 22.000 Protein-codierender Gene. Noch ist längst nicht von allen bakteriellen Proteinen bekannt, welche Aufgabe sie besitzen und welchen Beitrag sie für die Gesundheit des Menschen leisten. Zumindest in einigen Bereichen ist der Einfluss allerdings erheblich, etwa im Darm. Ohne die Mitarbeit der Mikroben könnten zahlreiche wichtige Nährstoffe aus der Nahrung nicht verwertet werden.

Zudem funktioniert das Mikrobiom aller Menschen ähnlich. Demnach könnten zwei Menschen völlig gesund sein, obwohl eine bestimmte Bakterienart bei dem einen 95 Prozent aller Bakterien im Darm ausmache, bei dem anderen nur 0,01 Prozent, erläutert Dr. Anthony Fodor von der University of North Carolina, einer der beteiligten Wissenschaftler. „Obwohl die Arten von Bakterien sehr verschieden sein können, scheinen die Funktionen der Gene bei verschiedenen Arten sehr ähnlich zu sein.“

Nun soll untersucht werden, ob und wie sich das Mikrobiom eines Menschen im Laufe des Lebens verändert und wie es die Entstehung von Krankheiten beeinflusst, zum Beispiel Darmentzündungen, Krebs oder Fettleibigkeit.

 

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