Neurodegenaration

Demenz durch zu viel Salz?

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Berlin -

Im Bereich der Demenz wird vielseitig geforscht: Neben verschiedenen Medikamenten sollen auch Vorerkrankungen und die Ernährung Einfluss auf die Entstehung einer Demenz nehmen. Ein Forscherteam in New York stellte einen Zusammenhang zwischen salzhaltiger Kost und der Erkrankung her.

Die Forscher führten verschiedene Versuche an Mäusen durch: Die Tiere bekamen das 8- bis 16-Fache der normalen Salzzufuhr verabreicht.Unter dieser Ernährung kam es innerhalb von acht Wochen zu einer Verringerung des Blutflusses um 20 bis 30 Prozent. Die Durchblutungsstörungen gingen mit demenzähnlichen Symptomen einher: Die Mäuse zeigten Probleme beim Erkennen von Objekten, dem Nestbau oder dem Durchqueren eines Labyrinths.

Die sogenannte „Hochsalzdiät“ führte dabei zu bleibenden Schäden im Gehirn: Angegriffen wurden vor allem die Tau-Proteine. Diese spielen eine wichtige Rolle für die gesunde Funktion eines Gehirns. Alzheimer beginnt, wenn normale Tau-Proteine durch Trunkation pathologisch werden: Struktur und Funktion werden verändert. Die ungesunden Tau-Proteine binden sich aneinander und es entstehen Verklumpungen, die sich im Gehirn ausbreiten und die Krankheit verursachen. Die Verteilung dieser Klumpen zeigt eine starke Korrelation mit klinischen Symptomen bei Patienten.

Durch den hohen Salzkonsum kam es zu einer Hyperphosphorylierung der Tau-Proteine: Die Folge sind Störungen des Zytoskeletts, die vermutlich durch die Probleme der Durchblutung entstehen. Durch den Salzkonsum wird die Bildung von Stickoxiden in den Endothelzellen gestört: Diese fungieren normalerweise als Vasodilatator und stellen die Durchblutung sicher.

Diese Erkenntnisse stammen aus Experimenten mit Tieren, denen das Gen für das Tau-Protein fehlt: Bei diesen kam es unter der Hochsalzdiät zwar ebenfalls zu Durchblutungsstörungen, jedoch nicht zur Entwicklung einer Demenz – den gleichen Effekt hatte eine Vorbehandlung mit Antikörpern gegen die Tau-Proteine.

Die Ergebnisse lassen sich vermutlich auch auf den Menschen übertragen: Demnach könnte eine salzhaltige Kost die Entstehung einer Demenz fördern. Bisher galt die Hypertonie in diesem Zusammenhang als Ursache, da sie häufig durch eine salzhaltige Kost begünstigt wird. Demenz ist eine immer häufiger auftretende Erkrankung, der Einfluss der Ernährung ist bisher jedoch noch nicht eindeutig geklärt.

Wissenschaftler der University of South Australia analysierten den Einfluss von Chili auf die Demenzentwicklung: 15 Jahre lang wurde in regelmäßigen Abständen die Merkfähigkeit und andere kognitive Fähigkeiten von knapp 5000 Chinesen aus neun Provinzen Chinas im Alter von über 55 Jahren überprüft. Die Studie zeigte, dass ein hoher Chiliverzehr mit einer verringerten kognitiven Leistungsfähigkeit assoziiert war und sich das Risiko für Gedächtnisverlust verdoppelte.

Nicht nur die Ernährung, auch die Einnahme bestimmter Medikamente steht im Verdacht das Demenz-Risiko zu erhöhen: Eine britische Fall-Kontrollstudie gab Hinweise darauf, dass die langfristige Einnahme von Anticholinergika ebenfalls das Risiko steigern könnte. Einen starken Hinweis auf den Zusammenhang liefert die Dosis-Wirkungsbeziehung: Mit steigernder Dosis und Einnahmezeit nahm die Zahl an entwickelten Demenzen zu: Während die Anzahl nach 90 standartisierten Tagesdosen (TSDD) noch deutlich geringer war, stieg sie nach mehr als 1095 TSDD – also einer Behandlungszeit von mehr als drei Jahren – deutlich an.

Ebenso könnten Vorerkrankungen wie Bluthochdruck eine Demenz begünstigen: Eine Langzeitstudie zeigte, dass gerade im Alter von 36 bis 53 Jahren eine Hypertonie einen erheblichen Einfluss auf das spätere Demenzrisiko haben könnte. Mittlerweile ist sogar eine Impfung in Sicht: Das Biotech-Unternehmen Axon Neuroscience hat vor kurzem neue Ergebnisse der Phase-II-Studie für „AADvac1“ bekanntgegeben, den ersten Impfstoff seiner Klasse, der das Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit verlangsamen soll.

Bei einer Demenzerkrankung werden nach und nach Nervenzellen im Gehirn zerstört, was zu einem Verlust der geistigen Fähigkeiten führt. Die Ursachen sind bis heute nicht vollständig geklärt. Das macht eine gezielte Prävention von Demenzerkrankungen besonders schwierig.

Einige Faktoren können jedoch das Risiko mindern, an Demenz zu erkranken: Gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, niedrige Cholesterinspiegel und ein gut eingestellter Blutdruck sind Faktoren, die selbst beeinflusst werden können und eine gute Basis liefern, nicht an Demenz zu erkranken. Ein ganz natürlicher Vorgang ist hingegen die Abnahme der Fähigkeit zur Bildung neuer Verknüpfungen zwischen den Nervenzellen mit zunehmendem Alter.

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